Am Berge, hoch in Lüften von Clemens Brentano

Am Berge, hoch in Lüften,
da baute er sein Haus;
am Tore liegt Gewitter,
nun kam er nicht hinaus.
Die Wolken, sie wollen nicht ziehen,
der Pfad ist steil und schwer.
„O Lieber, Herzlieber in Lüften,
o wenn ich bei dir wär'!
 
Wohl bei dir über Wolken,
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wohl bei dir über Wind,
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wo fromme Vöglein schweben
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in Himmelsluft so lind.
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Meine Flüglein, die sind mir zerbrochen
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und heilen auch nicht eh',
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bis ich zu dem Herzliebsten
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durch Tür und Tor eingeh!" —
 
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„Daß ich so stolz in Lüften
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mein Haus gebauet hab',
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das muß mich gar betrüben,
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ich kann nicht mehr hinab;
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die Riegel sind alle verrostet,
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die Tore, sie gehen so schwer,
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o Liebchen, Herzliebchen im Tale,
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o wenn ich bei dir wär'!
 
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Wohl bei dir in dem Garten,
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wohl bei dir in dem Wald,
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wo dichte Bäume stehen
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und Vogelsang erschallt.
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Kann keinen Kranz mehr flechten
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und singen auch nicht eh',
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bis ich zu dir, Herzliebste,
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durch Flur und Wald eingeh'."
 
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Sie dringt wohl durch die Wolken,
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geht ein durch Tür und Tor,
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die Flüglein schnell ihr heilen
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und heben sie empor;
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wohl über die Wolken und höher,
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zu Gott wohl in die Höh',
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trägt sie das treue Herze:
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„Ade, Herzliebste, ade!" —
 
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Er dringt wohl durch die Wolke,
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geht ein durch Flur und Wald,
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ein Kranz wird ihm geflochten,
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ein Lied ihm auch erschallt.
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Wohl unter dem Baum und wohl tiefer,
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wohl unter grünem Klee
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ruht nun sein stolzes Herze:
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„Ade, Herzlieber, ade!" —
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27 KB)

Details zum Gedicht „Am Berge, hoch in Lüften“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
251
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Am Berge, hoch in Lüften“ des Autors Clemens Brentano. Brentano wurde im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Zwischen den Jahren 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Schriftsteller der Romantik in Auflösung begriffen. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Vergänglichkeit, Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 251 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Wetter auf der Heimfahrt“, „Die Abendwinde wehen“ und „14. Juli 1834“. Zum Autor des Gedichtes „Am Berge, hoch in Lüften“ haben wir auf abi-pur.de weitere 297 Gedichte veröffentlicht.

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