Ein kühnes Roßhaar erklärte den andern von Joachim Ringelnatz

Ein kühnes Roßhaar erklärte den andern:
Es müsse aus der Matratze wandern.
Es poche auf seine Großjährigkeit
Und es liege in seiner Roßhärigkeit
Der Trieb zum Wandern. Da rief es: „Adieu!“
Und damit schnellte es sich in die Höh’.
Ein Mensch saß auf besagter Matratze.
Das Roßhaar hüpfte auf seine Glatze,
Und weil es sehr gut gedieh an dem Orte,
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So wuchsen dort bald noch mehr von der Sorte.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Ein kühnes Roßhaar erklärte den andern“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
69
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das obige Gedicht stammt von dem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 gelebt hat. Dies drückt somit eine Zeiteinordnung in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert aus.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von einem „kühnen Roßhaar“, das entscheidet, aus einer Matratze auszuwandern und schließlich auf der Glatze eines Menschen landet, wo es gut gedeiht. Die Wahl des Themas wirkt absurd und komisch, dem Stil von Ringelnatz entsprechend.

Inhaltlich interpretiert, scheint das „kühne Roßhaar“ unzufrieden mit seiner aktuellen Situation und begierig auf Veränderung und Abenteuer zu sein. Mit der Personifizierung des Roßhaars wird dem Leser die Möglichkeit gegeben, eine menschliche Perspektive auf das alltägliche, oft übersehene Objekt zu werfen. Das lyrische Ich möchte dabei vermutlich auf die Ungewissheit und die möglichen Folgen des Verlassens der eigenen Komfortzone hinweisen. Die absurde Wendung am Ende, in der das Roßhaar auf der Glatze des Mannes gedeiht und sich vermehrt, lässt den Leser schmunzeln und bietet Raum für eigene Gedanken und Interpretationen.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen zehnzeiligen Strophe. Es verfügt über keinen konkreten Reimschema und ist in freien Versen verfasst, was dem humoristischen und unvorhersehbaren Ton des Gedichts entspricht. Die Sprache ist einfach und unkompliziert, was die Zugänglichkeit erhöht. Der Ausdruck „Roßhärigkeit“ ist eine originelle Wortneuschöpfung Ringelnatz', die dem Gedicht eine zusätzliche humoristische Note verleiht. Die Nutzung der aktiven Stimme und die direkte Darstellung der Bewegungen des Roßhaars tragen zur Lebendigkeit und Dynamik des Gedichts bei.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ein kühnes Roßhaar erklärte den andern“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. 1924 ist das Gedicht entstanden. Potsdam ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 69 Worte. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Zum Autor des Gedichtes „Ein kühnes Roßhaar erklärte den andern“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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