Ein alter Mann mich nie erhält von Robert Burns

Um Weihnacht man noch Rosen sieht,
Im Frühlingsschnee die Lilie blüht,
Frost mag erstarr’n den ganzen Belt
Doch ein alter Mann nie mich und nimmer erhält.
 
Ich bin ja noch so jung, so jung,
Sein Herz ist falsch und seine Zung’,
Eh’ geht zu Grund’ die ganze Welt,
Doch ein alter Mann nie mich und nimmer erhält.
 
Trotz seinem Mahl und seinem Malz,
10 
Trotz seinem Fleisch und seinem Salz,
11 
Trotz seinem Gold und Silbergeld,
12 
Doch ein alter Mann nie mich und nimmer erhält.
 
13 
Er mag sich kaufen Kalb und Kuh,
14 
Und Feld und fette Weid’ dazu,
15 
Doch mich kauft niemals all’ sein Geld,
16 
Denn ein alter Mann nie mich und nimmer erhält.
 
17 
Er stackelt hin, er stackelt her,
18 
Er hat nicht Haar und Zähne mehr,
19 
Aus rothem Aug’ der Regen fällt,
20 
Ach, ein alter Mann nie mich und nimmer erhält.
 
21 
Ich bin ja noch so jung, so jung,
22 
Sein Herz ist falsch und seine Zung’,
23 
Eh’ geht zu Grund die ganze Welt,
24 
Doch ein alter Mann nie mich und nimmer erhält.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „Ein alter Mann mich nie erhält“

Autor
Robert Burns
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
172
Entstehungsjahr
1788
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von dem schottischen Dichter Robert Burns, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte und wirkte. Demnach scheint das Gedicht sich dem literarischen Zeitraum der Spätaufklärung bis hin zum Beginn der Romantik zuzuordnen zu lassen.

Der erste Eindruck des Gedichts suggeriert eine gewisse Ablehnung und Distanz gegenüber älteren Männern und vermittelt eine starke Betonung der Jugendlichkeit und Freiheit des lyrischen Ichs.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das klare und wiederholt ausgedrückte Statement des lyrischen Ichs, dass es sich, trotz aller möglichen Unwahrscheinlichkeiten und Ereignisse in der Welt, nie von einem alten Mann besitzen lassen wird. Die wiederholte Aussage „Doch ein alter Mann nie mich und nimmer erhält“ betont dabei die Entschlossenheit und Bestimmtheit des lyrischen Ichs. Es lehnt das Alter ab, mit einer Abgrenzung sowohl auf körperlicher wie auf geistiger Ebene.

Die Form des Gedichts ist eine sechsstrophige Versform, in der jede Strophe aus vier Versen besteht. Die Sprache ist bildreich und zum Teil metaphorisch, wobei die Metaphern oft eine ablehnende Haltung gegenüber dem Alter zum Ausdruck bringen. Es wird außerdem eine Gegenüberstellung von altem Mann und jungem Mädchen aufgebaut, in der der alte Mann mit negativen Charaktereigenschaften (falsches Herz, lügnerische Zunge, Habsucht und körperlicher Verfall) und die junge Frau mit Unabhängigkeit und Selbstbestimmung assoziiert wird. Der sprachliche Rhythmus unterstützt das rebellische und unabhängige Gefühl des lyrischen Ichs und betont die Absage an die Vorstellung, sich von einem alten Mann unterwerfen zu lassen.

Insgesamt zeigt das Gedicht ein starkes, unabhängiges junges Frauenbild, das sich gegen die Abhängigkeit von einem älteren Mann mit seinem Reichtum und seiner Macht stellt. Es ist eine Abkehr von der traditionellen Rolle der Frau als abhängigem Objekt und eine Bestätigung der weiblichen Autonomie und Selbstbestimmung.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ein alter Mann mich nie erhält“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Robert Burns. Geboren wurde Burns im Jahr 1759 in Alloway (Ayrshire). Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1788. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 172 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Robert Burns ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Waldlerche“, „An einen Kuß“ und „Betrog’ner Bursch“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein alter Mann mich nie erhält“ weitere 101 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Robert Burns (Infos zum Autor)

Zum Autor Robert Burns sind auf abi-pur.de 101 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.