Ein Wunsch von Christian Morgenstern

Weißt, was ich möchte, Mädchen?
Ich wollt, ich wär ein Maurer
und stürzte vom Gerüst,
und kurze Frist nur gäbe
man meinem Leben noch …
Sie trügen in dein Haus mich,
du pflegtest mich voll Mitleid,
voll frauenhafter Güte,
voll leiser Traurigkeit …
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Und deine Hände lägen
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auf meiner Fieberstirn,
12 
und unter deinen Händen
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schliefe mein Herzblut ein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Ein Wunsch“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
56
Entstehungsjahr
1898
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Ein Wunsch“ stammt von Christian Morgenstern, einem hoch angesehenen deutschen Dichter und Autor, der von 1871 bis 1914 lebte. Das Gedicht fällt somit in die Epoche der Jahrhundertwende, einer Zeit des literarischen Umbruchs und einer Abkehr von der reinen Ästhetik hin zu einer größeren Betonung von Emotionen und individuellen Erfahrungen.

Beim ersten Lesen kommt das Gedicht als überraschend romantisch und gleichzeitig verzweifelt vor. Es wird die innere Sehnsucht des Sprechers offenbart, die Zuneigung und Barmherzigkeit einer bestimmten Frau zu erlangen, und das auf eine sehr dramatische und ungewöhnliche Weise.

Der Inhalt des Gedichts ist recht einfach: Das lyrische Ich spricht zu einem Mädchen und teilt einen Wunsch mit ihm. Es wünscht sich, ein Maurer zu sein, der von einem Gerüst stürzt und sterbenskrank wird. Der einzige Wunsch des Sprechers ist es, von dieser Frau gepflegt und betreut zu werden, dabei empfindet er eine tiefe Traurigkeit, die sich in seiner verzweifelten Sehnsucht nach Nähe und Mitleid von ihr widerspiegelt. Morgenstern taucht tiefer in das Thema Verzweiflung und unerfüllte Liebe ein und versucht, die innere Qual deutlich zu machen, die jemand durchlebt, der sich nach der Nähe einer Person sehnt, die seine Gefühle möglicherweise nicht erwidert.

Auffällig ist die Form des Gedichtes: Es besteht aus einer einzigen Strophe mit insgesamt dreizehn Versen. Trotz dieses Aufbaus wirken die Verse konsequent und schlüssig strukturiert. Hinsichtlich der Sprache verwendet Morgenstern klare, alltägliche Begriffe, um ein deutliches Bild des Szenarios zu zeichnen. Eine bildhafte Sprache fehlt ebenso wie Metaphern, was eher ungewöhnlich für ein Liebesgedicht ist. Stattdessen drückt Morgenstern die Verzweiflung des lyrischen Ichs mit direkter, fast schon brutaler Ehrlichkeit aus, was ihm wiederum eine gewisse schockierende Wirkung verleiht und den Leser in der emotionalen Tiefe des lyrischen Ichs vertieft.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ein Wunsch“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Morgenstern. Geboren wurde Morgenstern im Jahr 1871 in München. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1898 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 56 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 13 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Morgenstern sind „Bundeslied der Galgenbrüder“, „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“ und „Das Auge der Maus“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein Wunsch“ weitere 189 Gedichte vor.

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