Ein Weib von Heinrich Heine

Sie hatten sich beide so herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
Wenn er Schelmenstreiche machte,
Sie warf sich auf’s Bett und lachte.
 
Der Tag verging in Freud und Lust,
Des Nachts lag sie an seiner Brust.
Als man in’s Gefängniß ihn brachte,
Sie stand am Fenster und lachte.
 
Er ließ ihr sagen: O komm zu mir,
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Ich sehne mich so sehr nach dir,
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Ich rufe nach dir, ich schmachte –
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Sie schüttelt’ das Haupt und lachte.
 
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Um sechse des Morgens ward er gehenkt,
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Um sieben ward er in’s Grab gesenkt;
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Sie aber schon um achte
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Trank rothen Wein und lachte.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Ein Weib“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
1844
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ein Weib“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Heine war in der literarischen Epoche des Vormärz aktiv, einer Zeitperiode, die geprägt war von sozialer Unruhe und der Sehnsucht nach politischer Veränderung.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht dunkel und ziemlich ironisch. Der Text erzählt die Geschichte einer Frau, die zuerst eine freudige Beziehung mit einem Mann unterhält, der ein Dieb ist. Sie scheint seine hinterhältigen Aktivitäten zu genießen und ihre Tage sind voller „Freud und Lust“. Doch dann wird der Mann inhaftiert und trotz seiner flehentlichen Bitten, kommt sie ihn nicht im Gefängnis besuchen. Als er schließlich hingerichtet und begraben wird, reagiert die Frau mit Gelächter und feiert offenbar mit Wein.

Die Aussage des lyrischen Ichs ist vielschichtig. Es geht hier um die Darstellung einer kaltherzigen Frau, die Liebe und Verbundenheit vortäuscht, aber in Wahrheit durch die Verhaftung und Hinrichtung ihres Liebhabers keineswegs betroffen ist. Es ist schwer zu sagen, ob das lyrische Ich die Frau verurteilt oder ob es eher die Gesellschaft kritisiert, die solche Schicksale hervorbringt.

Formal besteht das Gedicht aus vier gleich gebauten Strophen mit jeweils vier Versen, was zur Einheit und Gleichmäßigkeit des Gedichts beiträgt. Die Sprache ist einfach und direkt, wodurch die schauderhafte Geschichte umso drastischer dargestellt wird. Auffällig sind die Wiederholungen des Lachens der Frau als Reaktion auf die Verbrechen und das Unglück ihres Partners. Dies deutet auf Heines Geschick in der Anwendung von ironischen Mitteln hin. Er verwendet eine alltägliche Sprache, um eine ungewöhnliche und erschreckende Geschichte zu erzählen, wodurch das gesamte Gedicht einen sehr nebenbei wirkenden, aber dabei höchst effektiven Eindruck von Zynismus und Ironie hinterlässt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ein Weib“ des Autors Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1844 ist das Gedicht entstanden. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 105 Worte. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Alte Rose“, „Altes Lied“ und „Am Golfe von Biskaya“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein Weib“ weitere 535 Gedichte vor.

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