Ein Vater an seinen Sohn von Friedrich Schiller
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Wie die Himmelslüfte mit den Rosen |
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An den Frühlingsmorgen zärtlich kosen; |
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Kind, so schmeichelt dir |
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Izt das äusre Glük in deinen Jugendtagen, |
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Thränen sahst du nur; noch rangen keine Klagen |
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Sich aus deiner Brust herfür. |
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Aber sieh! der Hain, der kaum entzüket, |
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Neigt sich, plözlich rast der Sturm, zerkniket |
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Liegt die Rosenblum! |
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O so ist es, Sohn, mit unsern Sinnesfreuden, |
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Unserm Golde, unsern lichten Herrlichkeiten, |
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So mit unserm Flitterruhm. |
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Nur des Höchsten Abglanz, der Gerechte, |
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Welcher in dem schröklichen Gefechte |
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Zwischen Lust und Pflicht |
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Jener sich entringt, der höhern Weisheit Stimme |
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Folget, troz der Selbstsucht heißem Grimme, |
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Die sein Herz mit Schwerdern sticht. |
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Dessen Wollust trägt von hier die Bahre |
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Nicht, es löscht sie nicht der Strom der Jahre, |
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Nicht die Ewigkeit: |
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Angeleuchtet könnt’ er in den lezten Blizen, |
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Und vom Weltenumsturz angeschwungen sizen |
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Ohne Menschenbangigkeit. |
Details zum Gedicht „Ein Vater an seinen Sohn“
Friedrich Schiller
4
24
136
1782
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht mit dem Titel „Ein Vater an seinen Sohn“ wurde von Friedrich Schiller geschrieben, einem deutschen Dichter, der von 1759 bis 1805 lebte. Somit datiert es aus der Zeit der Weimarer Klassik, genauer gesagt gegen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts.
Der erste Eindruck der Verse lässt vermuten, dass es sich um einen väterlichen Rat an einen Sohn handelt, der auf das Leben vorbereitet wird.
Das Gedicht beschreibt zunächst die ruhigen und glücklichen Jugendtage des Sohnes, vergleichbar mit dem friedlichen Morgen im Frühling. Doch der Vater warnt dann den Sohn vor der Instabilität des äußeren Glücks und der Vergänglichkeit weltlicher Güter, symbolisiert durch einen plötzlich hereinbrechenden Sturm, der die Rosenblüten zerknickt. Stattdessen fordert er seinen Sohn auf, seine Pflichten der Lust vorzuziehen und seinem höheren Gewissen zu folgen. Dies wäre das wahre Glück, das nicht von der Zeit oder von äußeren Umständen zerstört werden könne.
Die Struktur des Gedichts besteht aus vier Strophen mit jeweils sechs Versen. Schillers Sprache ist bildreich und metaphorisch, beispielsweise verwendet er den Sturm als Symbol für plötzliche Unglücksfälle und das Streben nach Gerechtigkeit als Weg zum wahren Glück. Hervorzuheben ist hierbei, dass Schiller seine Botschaft nicht direkt ausspricht, sondern sie in metaphorische Bilder kleidet, was den Leser zum Nachdenken anregt.
Die tiefe Weisheit und die detaillierte Beschreibung der Wechselhaftigkeit des Lebens, gepaart mit einer Aufforderung zur tugendhaften Lebensführung, sind typisch für die Weimarer Klassik. Es zeigt den Einfluss der philosophischen Ideen der Aufklärung auf Schillers Werk. Man könnte diese Zeilen als Schillers pädagogischen Rat an seinen Sohn interpretieren, aber auch als allgemeine Lehre für das Leben.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Ein Vater an seinen Sohn“ ist Friedrich Schiller. Der Autor Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1782 zurück. Stuttgart ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.
Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Die Epoche des Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. Die Schriftsteller versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Goethe, Schiller und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.
Richtungsweisend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Epoche der Klassik endete im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Zu den essenziellen Motiven der Weimarer Klassik gehören unter anderem Toleranz und Menschlichkeit. In der Lyrik haben die Autoren auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders geschätzt. Außerdem verwendeten die Dichter jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Die berühmtesten Autoren der Weimarer Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder.
Das vorliegende Gedicht umfasst 136 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Der Dichter Friedrich Schiller ist auch der Autor für Gedichte wie „Aktäon“, „An Minna“ und „An den Frühling“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein Vater an seinen Sohn“ weitere 220 Gedichte vor.
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