Ein Tischbein hing von Joachim Ringelnatz

Ein Tischbein hing,
Während die andern sich stehenden Fußes befanden.
So ist das Feuer entstanden,
Das auf die Ställe überging,
Wobei sechs Ferkel verbrannten.
Der Schaden soll bedeutend sein.
Kein Ferkel war versichert.
Horch! In der Asche kichert
Ein selbst verkohltes Hängebein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Ein Tischbein hing“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
9
Anzahl Wörter
42
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der zu Lebzeiten vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts lebte und wirkte. Demnach kann das Gedicht stilistisch der Moderne zugeordnet werden.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht humoristisch und absurd, eine Kontrastierung des Trivialen und des Tragischen, ein Merkmal, das Ringelnatz' Werke oft kennzeichnet.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht einen brandbedingten Unfall, bei dem ein Tischbein fehl am Platz zu sein scheint - es „hing“, während die anderen, korrekt, „sich stehenden Fußes befanden“. Dieser bizarre Vorfall führt zu einem Feuer, das die Ställe erreicht und sechs Ferkel verbrennt. Der wirtschaftliche Verlust wird erwähnt; jedoch spottet das Gedicht darüber, dass keines der Ferkel versichert war. Zuletzt kichert ein „selbst verkohltes Hängebein“ in der Asche, ein groteskes Bild von Zerstörung und Tod.

Das lyrische Ich berichtet mit ironischer Distanz über das Geschehen. Es spielt mit den Erwartungen des Lesenden, indem es den Brandursprung mit der Position eines Tischbeins verknüpft. Die Tragödie wird durch humorvolle Formulierungen in den Versen 6 und 7 relativiert. Der letzte Vers mit dem kichernden Hängebein offenbart schließlich die Absurdität der Situation, die im krassen Kontrast zum verheerenden Ereignis steht.

Die Form des Gedichts ist einfach, die Reime sind fließend und folgen keinem strengen Schema. Jeder Vers für sich bildet einen vollständigen Gedankengang, was das Lesen erleichtert und die Ironie der Situation verstärkt.

Die Sprache des Gedichts ist klar und unverschnörkelt, mit einer Mischung aus Alltagssprache und formaleren Ausdrücken. Der Ton ist lakonisch und sarkastisch, die Stimmung trotz des tragischen Inhalts humorvoll. Die kontrastierenden Elemente des Gedichts - Tragik und Absurdität, das Ernste und das Humorvolle - unterstreichen die ironische Haltung des lyrischen Ichs gegenüber dem Geschehen und spiegeln Ringelnatz' charakteristischen Stil wider.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ein Tischbein hing“ des Autors Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1924 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Potsdam. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 42 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 9 Versen. Die Gedichte „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein Tischbein hing“ weitere 560 Gedichte vor.

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