Ein Mädchen ging spazieren von Klabund

1	Ein Mädchen ging spazieren
2	Des Abends um sieben, acht.
3	Da kamen zwei Musketiere:
4	Schönes Fräulein, gute Nacht!
5	Schönes Fräulein, wohin des Weges
6	Des Abends um neun, zehn?
7	Meine Mutter, die hat Magenweh;
8	Ich muß nach Kräutern sehn ...
9	Eure Mutter, die kann warten;
10	Sie ist eine alte Frau.
11	Wir sind des Königs Soldaten,
12	Und unser Tuch ist blau.
13	Und unsere Knöpfe, die funkeln.
14	Schönes Mädchen, weine nicht!
15	Zwei Lippen im Dunkeln,
16	Die brauchen kein Licht...

Details zum Gedicht „Ein Mädchen ging spazieren“

Gedicht-Analyse

Das hier vorgestellte Gedicht ist „Ein Mädchen ging spazieren“ von Klabund, einem deutschen Schriftsteller und Dramatiker. Klabund, geboren 1890, starb 1928 und kann daher dem Expressionismus und der Weimarer Republik zeitlich zugeordnet werden.

Beim ersten Lesen erzeugen die einfachen Verse und der narrative Stil des Gedichts einen unkomplizierten Eindruck. Die Bilder sind klar und gehen gedanklich leicht von der Hand, während die tieferen Themen und mögliche Interpretationen eher im Hintergrund bleiben.

Das Gedicht erzählt die Geschichte eines Mädchens, das spazieren geht und dabei auf zwei Soldaten trifft. Sie wird von ihnen angesprochen, gibt an, dass sie auf der Suche nach Kräutern für ihre kranke Mutter ist, doch die beiden Soldaten dringen weiter auf sie ein. Sie betonen ihre Position als Soldaten des Königs und geraten in einen eher aufdringlichen oder drohenden Tonfall.

Das lyrische Ich scheint die Erlebnisse des Mädchens zu berichten und möglicherweise eine Kritik an der missbräuchlichen Ausübung von Macht oder Autorität und an der Unterdrückung des Individuums zu äußern.

Bezüglich der Form und Sprache fallen die regelmäßigen vierzeiligen Strophen auf, wobei die Reime sich jeweils in den ersten und vierten, zweiten und dritten Vers einer Strophe treffen. Dies führt zu einem gleichmäßigen, fast liedhaften Rhythmus. Die Sprache ist einfach und direkter Natur, was den rohen Inhalt des Gedichts unterstreicht. Bemerkenswert sind auch die Wiederholungen bestimmter Worte und Phrasen, die sowohl eine hypnotische Wirkung erzeugen als auch den Eindruck von Zwang und Unausweichlichkeit verstärken.

Letztendlich ist „Ein Mädchen ging spazieren“ ein Gedicht, das eine einfache Geschichte verwendet, um komplexere Themen zu erforschen und den Leser dazu anregt, tiefere Fragen bezüglich Macht, Autorität und Unterdrückung zu stellen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ein Mädchen ging spazieren“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Klabund. Geboren wurde Klabund im Jahr 1890 in Crossen an der Oder. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1916. Der Erscheinungsort ist München. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 74 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Berliner Mittelstandsbegräbnis“, „Berliner in Italien“ und „Blumentag“. Zum Autor des Gedichtes „Ein Mädchen ging spazieren“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.

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