Ein Liebesbrief von Joachim Ringelnatz

Von allen Seiten drängt ein drohend Grau
Uns zu. Die Luft will uns vergehen.
Ich aber kann des Himmels Blau,
Kann alles Trübe sonnvergoldet sehen.
Weil ich dich liebe, dich, du frohe Frau.
 
Mag sein, daß alles Böse sich
Vereinigt hat, uns breitzutreten.
Drei Rettungswege gibt's: Zu beten,
Zu sterben, und „Ich liebe dich!“
 
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Und alle drei in gleicher Weise
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Gewähren Ruhe, geben Mut.
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Es ist wie holdes Sterben, wenn wir leise
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Beten: „Ich liebe dich! Sei gut!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Ein Liebesbrief“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das besprochene Gedicht ist „Ein Liebesbrief“ von Joachim Ringelnatz, einem deutschsprachigen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz ist vor allem für seine humorvollen und oft absurden Verse bekannt, doch dieses Gedicht nimmt einen eher ernsten und romantischen Ton ein.

Auf den ersten Blick getränkt mit einer starken emotionalen Einfachheit und Frische, präsentiert das Gedicht die intensive Liebe und Hingabe des lyrischen Ichs trotz äußerer Widrigkeiten. Das Gedicht spielt mit der Darstellung von Liebe als scheinbare Rettung vor einem unheilvollen und grauen Existenzrahmen.

Inhaltlich ist das Gedicht eine Darstellung der tiefen Liebe des lyrischen Ichs gegenüber einer „frohen Frau“. In der ersten Strophe versucht das lyrische Ich trotz der Dunkelheit und Trostlosigkeit, die ringsum vorhanden ist, die Schönheit des Himmels und des Lebens aufgrund seiner Liebe zu dieser Frau zu erkennen. In der zweiten und dritten Strophe wird diese Liebe als Rettung und Hoffnungsquelle mitten in Schwierigkeiten und Herausforderungen dargestellt. Es werden sogar die starken Worte „beten“, „sterben“ und „Ich liebe dich“ als Rettungswege in Anbetracht des Bösen verwendet, was auf die Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs hinweist.

Sprachlich gesehen ist das Gedicht in einer einfachen aber melodischen Sprache verfasst, die die Leser direkt anspricht und ihnen ermöglicht, die tiefe Zuneigung und liebevolle Hingabe des lyrischen Ichs zu spüren. Formal besteht es aus drei Strophen, zwei mit vier und eine mit fünf Versen, wobei das lyrische Ich in jedem Vers eine klare und direkte Botschaft an die Geliebte sendet.

Einschließend kann man sagen, dass das Gedicht „Ein Liebesbrief“ von Ringelnatz eine tiefe emotionale Aussage über Liebe und Hingabe trotz äußerer Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten vermittelt und das lyrische Ich diese Liebe als die einzige Rettung und Hoffnung in einem sonst dunklen und trostlosen Existenzrahmen sieht. Das Gedicht zeigt auch die Macht der Liebe, unsere Perspektive zu verändern und Dinge in einem helleren und positiveren Licht zu sehen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ein Liebesbrief“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1932 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 78 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 13 Versen. Die Gedichte „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein Liebesbrief“ weitere 560 Gedichte vor.

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