Ein Herbstabend von Georg Trakl

Das braune Dorf. Ein Dunkles zeigt im Schreiten
Sich oft an Mauern, die im Herbste stehn,
Gestalten: Mann wie Weib, Verstorbene gehn
In kühlen Stuben jener Bett bereiten.
 
Hier spielen Knaben. Schwere Schatten breiten
Sich über braune Jauche. Mägde gehn
Durch feuchte Bläue und bisweilen sehn
Aus Augen sie, erfüllt von Nachtgeläuten.
 
Für Einsames ist eine Schenke da;
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Das säumt geduldig unter dunklen Bogen,
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Von goldenem Tabaksgewölk umzogen.
 
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Doch immer ist das Eigne schwarz und nah.
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Der Trunkne sinnt im Schatten alter Bogen
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Den wilden Vögeln nach, die ferngezogen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Ein Herbstabend“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von dem österreichischen Expressionisten Georg Trakl verfasst, der von 1887 bis 1914 lebte. Daher kann man es zeitlich in die Epoche des Expressionismus einordnen. Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen eher düsteren und melancholischen Eindruck.

Im Gedicht wird ein Herbstabend in einem Dorf beschrieben. Es herrscht eine Atmosphäre der Dunkelheit und der Stille, in der sowohl lebende als auch verstorbene Dorfbewohner dargestellt werden. Darin spielen Kinder, Bauern gehen ihrer Arbeit nach und Verstorbene scheinen sich in Gesellschaft der Lebenden zu befinden. Zentral erweckt dieses Gedicht das Bild einer ländlichen Gemeinschaft, dievihren täglichen Tätigkeiten nachgeht, begleitet von der Präsenz der Toten und der Einsamkeit.

Die zentrale Aussage des lyrischen Ich liegt in seiner Darstellung der rauen und melancholischen Realität des Daseins. Es beschreibt die Einsamkeit und Isolierung des Einzelnen in der Gemeinschaft und die Unausweichlichkeit von Tod und Vergänglichkeit.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit insgesamt 14 Versen. Die Reimform ist nicht durchgängig und die Gedanken sind oft über mehrere Verse verteilt, was einen fließenden, prosaähnlichen Charakter erzeugt.

Sprachlich ist das Gedicht sehr bildreich und spielt mit starken Kontrasten. Der Ausdruck „braunes Dorf“ erweckt beispielsweise eine düstere und melancholische Stimmung. Die sprachlichen Bilder, die Trakl verwendet, sind eher dunkel und weisen auf Tod und Vergänglichkeit hin, wie etwa die „Verstorbenen“, die „Nachtgeläute“, der „Schatten“ und das „schwarze“ Eigne. Dennoch gibt es auch lichtere Bilder, wie das „goldene Tabaksgewölk“, das eine Atmosphäre von Wärme und Geborgenheit schafft.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Ein Herbstabend“ ist Georg Trakl. 1887 wurde Trakl in Salzburg geboren. Im Jahr 1913 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei Trakl handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 89 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Trakl sind „Die Bauern“, „Die Raben“ und „Die Ratten“. Zum Autor des Gedichtes „Ein Herbstabend“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 60 Gedichte vor.

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