Abend an der Elbe von Gustav Falke
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Leise ebbt der Strom. Im Schlick |
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Ragen plumpe Fischerkähne, |
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Draußen gleiten, stille Schwäne, |
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Mit den weißen Segeln andre. |
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Und die Strecke überwandre |
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Breiter Bahn ich mit dem Blick |
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Bis ans niedere Gelände |
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Drüben, wo sich Wiesen breiten, |
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Wo die bunten Kühe schreiten |
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Zwischen üppigem Krautgestände, |
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Und die groben Weidenköpfe, |
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Knorrig, bissig, Sauertöpfe, |
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Wie im Zorn die Haare spießen. |
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Weiter oben sammeln, schließen, |
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Wie ein Wall, sich grüne Wipfel |
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Um das Dörfchen. Höchste Gipfel |
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Zeigen Pappeln. Nur der Hahn |
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Auf des Kirchleins gold'ner Spitze |
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Sieht von einem stolzeren Sitze |
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Rings die Welt sich aufgethan: |
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Weite unbegrenzte Fläche, |
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Segenstrotzend Feld an Felder, |
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Landmanns ungemünzte Gelder, |
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Wiesen, Moore, Waldesränder. |
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Und dazwischen blaue Bänder, |
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Die Kanäle, Weiher, Bäche. |
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Aber unten, ihm zu Füßen, |
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Sieht er weiße Segel grüßen, |
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Schwarze Schlote niedergleiten. |
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Kommen, Gehen. Aller Weiten |
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Unsichtbare Fäden weben |
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Nach verborgenem Gesetze, |
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Dort an einem Riesennetze. |
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Und es trägt der Strom das Leben |
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Ruhig zwischen Uferbreiten, |
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Die zum Meer sich mählich weiten. |
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Leis zum Strande rinnt die Welle, |
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Und die schwanke Binse schmiegt sich, |
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Windet sich und bebt und wiegt sich. |
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Zwielicht wechselt ab mit Helle, |
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Wie sich vor der Abendsonne, |
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Eine schweifende Kolonne, |
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Leichte Wolken hastig drängen, |
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Die auf ihren hohen Gängen, |
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Unter sich den Tanz der Wogen, |
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Über sich den Glanz der Sterne, |
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Kommen lautlos hergezogen, |
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Abgesandte welcher Ferne? |
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Aber tiefer, Wellenteiler, |
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Kraftbeschwingte Luftdurcheiler, |
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Tummeln sich im Auf und Nieder |
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Möwen mit dem Schneegefieder. |
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Wie um blaue Blumenkronen |
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Weiße Schmetterlinge flügeln, |
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Schaukeln ohne Schwingenschonen |
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Leicht sie über Wellenhügeln. |
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Zwischen Wasser, zwischen Himmel: |
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Segel, Vögel, ein Gewimmel |
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Regen Lebens, lautlos hastend. |
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Und ich träume in dem Schweigen |
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Unter breiten Buchenzweigen |
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Hier am Ufer wohlig rastend. |
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Stilles Glück der Ebbe. Ragen |
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Seh' ich aus vergangnen Tagen, |
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Bloßgelegt, was überbrausen |
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Sonst die Wellen. Und die hausen |
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Heimlich in verschwiegenen Reichen, |
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Kommen nun, die nixengleichen, |
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Mit den großen Schelmenblicken, |
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Mit der Lust am Necken, Zwicken, |
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Allerliebstes Ungeziefer, |
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So viel klüger, so viel tiefer |
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Als die lärmenden Gedanken, |
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Die zur Flutzeit mich umzanken |
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Und mit ihrem kecken Meinen |
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Herrn sich meiner Seele scheinen. |
Details zum Gedicht „Abend an der Elbe“
Gustav Falke
5
76
335
1853 - 1916
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Abend an der Elbe“ des Autors Gustav Falke. Falke wurde im Jahr 1853 in Lübeck geboren. Im Zeitraum zwischen 1869 und 1916 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 335 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 76 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Gustav Falke sind „Zwei“, „Späte Rosen“ und „Das Grab“. Zum Autor des Gedichtes „Abend an der Elbe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 191 Gedichte veröffentlicht.
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