Ein Ball in Paris von Theodor Fontane
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Paris hat Ball: hin durch der Gassen Enge |
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Braust rasselnd der Karossen bunte Menge, |
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Die Quai’s entlang, entlang die Tuillerien, |
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Ein rastlos Jagen und Vorüberfliehn. |
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Halloh, die Peitsche knallt, die Rosse dampfen, |
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Schon dröhnt „La Grêve“ von ihrer Hufe Stampfen, |
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Und jetzt ein kurzes „Halt!“ – hell glänzt das Ziel, |
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Der prächtge Ballsaal des Hôtel de Ville. |
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Rings Fackelglanz; die Nacht ist lichter Tag, |
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Betresste Diener springen an den Schlag, |
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Leis knistert auf der steingehaunen Treppe |
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Der Atlasschuh, es rauscht die Seidenschleppe, |
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Der Mantel fällt, und jetzt in luftgem Shawl, |
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Selbst luftig, schwebt die Schönheit in den Saal. |
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Drin wogt es schon; auf Klängen der Musik |
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Wiegt sich der Glanz der neuen Republik: |
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Die Abenteurer und die Schleppenträger, |
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Die Vettern all und all die Stellenjäger |
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(Auf deren Brust das Kreuz der Ehre blitzt, |
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Weil nichts von Ehre drin im Herzen sitzt) |
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All sind sie da, und leichter schwebt ihr Fuß, |
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Trifft sie des Kaiserneffen flüchtger Gruß. |
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Der Kaiserneffe aber, klanglos hin |
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Zieht heut der Töne Macht an seinem Sinn, |
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Sein Aug’ ist todt rings für den Blumenflor, |
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Nach einem Punkt nur blinzelt Er empor, |
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Von wo herab im Purpur, goldgestickt, |
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Des Kaisers Bild auf ihn herniederblickt. |
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Das Kaiserbild! traun in das Festgebraus |
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Aus seinem goldnen Rahmen tritt’s heraus, |
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Ein tiefer Ernst umschattet sein Gesicht, |
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Der Kronendurstge aber sieht es nicht, |
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Er sieht nur wie der Goldreif blinkt und blitzt, |
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Der auf der Stirne des Allmächtgen sitzt, |
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Er sieht das Scepter nur der halben Welt, |
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Das Jener spielend fast in Händen hält, |
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Und zitternd nach des Glückes gleicher Huld, |
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Ruft er sich selber zu: „Geduld, Geduld!“ |
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So aber denken nicht die schlanken Schönen, |
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Die leicht hin schweben auf den leichten Tönen, |
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Mit Blüthen sind die Blühenden geschmückt, |
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Wie wenn man Rosen noch auf Rosen drückt, |
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Und schier als wär’ die Gabe zu genießen |
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Selbst nur ein stundenkurzes Blüthensprießen, |
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So jagt man hin, voll fieberhafter Hast, |
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In ewger Furcht, die Stunde sei verpasst. |
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Ich tanze nicht; – im Durst nach Luft und Frische |
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Tret’ ich seitab in eines Fensters Nische, |
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Und hinter mir jetzt all den Saus und Braus, |
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Blick’ ich, aufathmend, in die Nacht hinaus. |
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Die lagert draußen schwarz und schwer und dicht, |
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Mit Eifersucht-umfinstertem Gesicht, |
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Und in des Saales Glanz und Pracht und Schein, |
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Starrt wie der Tod in’s Leben sie herein. |
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Doch lauter immer wird das laute Treiben, |
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Fest drück’ die Stirn ich an die feuchten Scheiben, |
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Da ist es mir, als ob mein Ohr es träf’: |
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„Kennst Du den Platz da draus? kennst Du „La Grêve“?“ |
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La Grêve! wie kalt das Wort mich überlief, |
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Und nächtge That vor meine Seele rief; |
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La Grêve! wo Haß nur, der nach Rache schnob, |
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Der Freiheit Zerrbild aus der Taufe hob; |
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La Grêve! wo man von Menschenliebe schwur, |
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Wenn mal auf mal das Beil herniederfuhr; |
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La Grêve! wo Blut aus so viel Quellen floß, |
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Daß es – ein Strom sich in den Strom ergoß. |
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Und mir im Rücken jetzt erbraust es wilder, |
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Vor meinen Augen aber, Schattenbilder |
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Der Greuel all, die ringsumher geschehn, |
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Läßt mich die Nacht in ihrem Spiegel sehn. |
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Horch! Weiberstimmen durch die Lüfte kreischen; |
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Das sind sie selbst; – in Wollust zu zerfleischen, |
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Hat ihres Fleisches Wollust sich verkehrt, – |
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Blut heißt jetzt was die Sinnlichkeit begehrt. |
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Manch Eine trägt den Säugling an der Brust, |
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Doch nirgends einer Mutter stille Lust; |
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Mit aufgelöstem Haar, halbnackt die Leiber, |
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So ziehn vorbei mir die Versailler Weiber. |
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Und jetzt, verhallt kaum ist ihr Schrei nach Brot, |
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Da naht ein zweiter Zug, den führt der Tod, |
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Er zieht als Mordgesell dem Zug vorauf, |
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Und trägt zwei Stangen und zwei Köpfe drauf; |
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Wild heulend folgen aus den Rhône-Landen |
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Die Lyoneser- und Marseiller Banden, |
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Siegtrunken noch vom Sturm der Tuilerien, |
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Seh’ ich die Blutgen mir vorüberziehn. |
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Vorbei, vorbei! jetzt aber Trommelklang |
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So dumpf, so hohl, – das ist ein Sterbegang; |
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Schon um den Platz wie eine Eisenkette |
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Legt sich der spitze Wald der Bayonnette, |
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Und rasch, in Nacht herauf, steigt das Schaffott, |
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Vom Volk umtanzt in widerlichem Spott. |
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Zwei Männer schreiten herwärts; – alles still, – |
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Es winkt des Priesters Hand, die segnen will, |
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Und machtvoll jetzt, hertönt’s aus dem Gewimmel: |
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„Des heilgen Ludwig Sohn – steig’ auf gen Himmel!“ |
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Ein Beilesblitz; – – mein Auge schließt sich bang; |
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Da hinter mir aufschreckt mich Beckenklang, |
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Und aus der Nische fort und ihrer Nacht, |
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Tret’ ich zurück jetzt in die Saalespracht. |
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Drin wogt es noch; auf Klängen der Musik |
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Schwebt nach wie vor der Glanz der Republik, |
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Noch immer senken taktvoll sich und steigen |
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Die Walzerpaare nach dem Strich der Geigen; |
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Noch immer aus des Contre-Tanzes Touren |
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Erblühen Arabesken und Figuren, |
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Und immer noch, rasch wie Gewitterhusch, |
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Braust der Galopp her im Orchestre-Tusch. |
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Wohl! rings dasselbe Thun noch und Beginnen, |
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Ich aber jetzt, mit nachtgeschärften Sinnen, |
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Schau durch das Maskenwerk und seinen Schein, |
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Tief in das Herz der Wirklichkeit hinein. |
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Sieh Jenen dort: es frömmelt sein Gesicht, |
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Mir sagt’s sein Aug’, daß er von „Tugend“ spricht; |
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Sieh, wie so süß er seiner Dame lächelt, |
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Und Kühlung ihr mit seinen Blumen fächelt, |
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Sieh hin, – und denk dann an den Festeszug, |
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Wo der Hyänenmensch auch Blumen trug. |
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Sieh jenen Zweiten dort: wie Dantons Brust |
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Hebt sich die seine stolz und selbstbewußt, |
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Ein jedes Härlein schwört auf diesem Haupt, |
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Daß es an nichts, als an sich selber glaubt. |
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Und jenen Hagren sieh! wie, kündet nicht |
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„La mort – sans phrase!“ dies steinerne Gesicht? |
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Und Jenen sieh: vergiftet ist sein Blut, |
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Pestbeule außen, drinnen Höllenglut; |
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„Stirb an Dir selbst, Thyrann! zu rein für Dich |
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Ist einer Corday keuscher Messerstich.“ |
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Genug! Du aber Fürst, deß Blicke eben |
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Scheu wieder sich zum Wandbild dort erheben, |
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Du Kaiserneffe, der im Herzen still |
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Noch immer rechnet: ob’s nicht werden will? |
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Und über sich und seine Welt vergißt, |
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Daß rings die Welt ein drohnder Krater ist, – |
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Sag an, wenn jener Schreckenszeit Gestalten |
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Bluthochzeit wieder in den Gassen halten, |
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Bist Du’s dann, der das losgelassne Thier |
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Voll Ruh empfängt, des Sieges sicher schier, |
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Und eh’s in Blut sich voll und satt geschlürft, |
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Das Fangseil rasch ihm über’n Nacken wirft, – |
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Bist Du’s? - Du schweigst; der Kaiser aber spricht |
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Von seiner Wand herab: „er ist es nicht!“ |
Details zum Gedicht „Ein Ball in Paris“
Theodor Fontane
20
142
1018
1851
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ein Ball in Paris“ wurde von dem deutschen Schriftsteller und Dichter Theodor Fontane geschrieben, der während des 19. Jahrhunderts, genauer von 1819 bis 1898, lebte.
Dieses Gedicht beginnt mit einer lebendigen und bunten Beschreibung eines Balls in einem prächtigen Saal in Paris. Es wird eine Atmosphäre von Feier und Verschwendung dargestellt, während das lyrische Ich die pompöse Entfaltung dieser Veranstaltung beobachtet.
Allerdings ist auch eine kritische Haltung gegenüber den Teilnehmern und dem Scheinwerferlicht, in dem sie sich präsentieren, zu erkennen. Er spricht von „Abenteurern“ und „Stellenjägern“, deren Auszeichnungen keinerlei Ehre repräsentieren, da nichts davon in ihren Herzen sitzt - ein deutlicher Ausdruck von Verachtung für eine gesellschaftliche Elite, die nur ihre eigenen Interessen verfolgt.
In den folgenden Strophen ändert sich die Stimmung des Gedichts deutlich. Das lyrische Ich zieht sich in die Nische eines Fensters zurück, der „Saus und Braus“ hinter sich lassend, und blickt in die Dunkelheit hinaus, den Kontrast zwischen der äußeren Dunkelheit und dem inneren Glanz und der Pracht des Saales betonend. Das lyrische Ich beschreibt die Dunkelheit als vom Neid verfinstertes Gesicht, das wie der Tod in das Leben hineinstarrt.
Die Form des Gedichts ist traditionell mit gereimten Versen, was den Rhythmus und den Fluss des Gedichts fördert. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und detailreich, was zur Lebendigkeit der beschriebenen Szenen beiträgt. Zahlreiche Metaphern und Symbolismen werden verwendet, um die Atmosphäre, die Emotionen und die kritischen Aussagen des lyrischen Ichs zu verstärken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fontanes „Ein Ball in Paris“ ein eindrucksvolles Gedicht ist, das eine scharfe soziale Kritik an der Oberflächlichkeit und Eigeninteresse der gesellschaftlichen Elite zum Ausdruck bringt und gleichzeitig die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit des gesellschaftlichen Lebens und der menschlichen Existenz hervorhebt.
Weitere Informationen
Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „Ein Ball in Paris“. Fontane wurde im Jahr 1819 in Neuruppin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1851 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 142 Versen mit insgesamt 20 Strophen und umfasst dabei 1018 Worte. Weitere Werke des Dichters Theodor Fontane sind „Afrikareisender“, „Alles still!“ und „Am Jahrestag“. Zum Autor des Gedichtes „Ein Ball in Paris“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 214 Gedichte vor.
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Zum Autor Theodor Fontane sind auf abi-pur.de 214 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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