Ein Adelshaus von Rainer Maria Rilke
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Das Adelshaus mit seiner breiten Rampe: |
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wie schön will mir sein grauer Glast erscheinen. |
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Der Gangsteig mit den schlechten Pflastersteinen |
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und dort, am Eck, die trübe, fette Lampe. |
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Auf einer Fensterbrüstung nickt ein Tauber, |
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als wollt er durch den Stoff des Vorhangs gucken; |
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und Schwalben wohnen in des Torgangs Lucken: |
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das nenn ich Stimmung, ja, das nenn ich – Zauber. |
Details zum Gedicht „Ein Adelshaus“
Rainer Maria Rilke
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8
59
nach 1891
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ein Adelshaus“ stammt von Rainer Maria Rilke, einem der bedeutendsten Lyriker der deutschen Literatur, der von 1875 bis 1926 lebte. Rilkes Zeit ist geprägt von einem starken Wandel in gesellschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht, welches sich auch in seiner Lyrik widerspiegelt.
Auf den ersten Blick beschreibt Rilke in diesem Gedicht eine alltägliche Szenerie, die auf einen alten Adelssitz hindeutet. Die Wörter „graue Glast“, „schlechte Pflastersteine“ und „trübe, fette Lampe“ erwecken Bilder von Verfall und Vergangenheit. Gleichzeitig gibt es auch Zeichen des Lebens, repräsentiert durch den vor dem Vorhang nickende Tauben und die in den Torlücken befindlichen Schwalben. Trotz der scheinbar banalen und sogar heruntergekommenen Szenerie empfindet das lyrische Ich diese als zauberhaft und stimmungsvoll.
Aus inhaltlicher Sicht offenbart das Gedicht eine Sehnsucht nach vergangenen Zeiten und Traditionen. Das lyrische Ich bewundert das Adelshaus trotz seines sichtbaren Verfalls und sieht Schönheit in den Spuren der Vergänglichkeit. Gleichzeitig werden durch die anwesenden Vögel das Leben und die Aktivität betont, welche die melancholische Stimmung durchbrechen und Hoffnung einbringen.
Formal besteht das Gedicht aus zwei Vierzeilern. Die Verse sind in einem einfachen, unprätentiösen Stil gehalten, der dennoch eine Fülle von Bildern und Emotionen hervorruft. Rilkes Sprache ist bekannt für ihre ästhetische Präzision und Fähigkeit, das Gewöhnliche zu verzaubern. Er nutzt alltägliche Worte und Phrasen und verleiht ihnen durch seine einzigartige Perspektive eine besondere Bedeutung und Schönheit. So wird das „graue Glast“ des Adelshauses und die „trübe, fette Lampe“ zu Symbolen einer vergangenen Epoche, und die nickende Taube und die Schwalben im Torgang verbinden diese Vergangenheit mit der Gegenwart und möglicherweise einer gemeinsamen Zukunft.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ein Adelshaus“ des Autors Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. In der Zeit von 1891 bis 1926 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 59 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Advent“, „Allerseelen“ und „Als ich die Universität bezog“. Zum Autor des Gedichtes „Ein Adelshaus“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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