Ehrgeiz von Joachim Ringelnatz

Ich habe meinen Soldaten aus Blei
Als Kind Verdienstkreuzchen eingeritzt.
Mir selber ging alle Ehre vorbei,
Bis auf zwei Orden, die jeder besitzt.
 
Und ich pfeife durchaus nicht auf Ehre.
Im Gegenteil. Mein Ideal wäre,
Daß man nach meinem Tod (grano salis)
Ein Gäßchen nach mir benennt, ein ganz schmales
Und krummes Gäßchen, mit niedrigen Türchen,
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Mit steilen Treppchen und feilen Hürchen,
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Mit Schatten und schiefen Fensterluken.
 
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Dort würde ich spuken.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Ehrgeiz“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
71
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ehrgeiz“ wurde von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der hauptsächlich für seine humoristische Lyrik bekannt war, verfasst. Er lebte von 1883 bis 1934, somit ist das Gedicht zeitlich der Moderne zuzuordnen.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht einen humorvollen und ironischen Ton hat. Dies ist charakteristisch für den Autor Ringelnatz. Es scheint eine Art Selbstbetrachtung und Reflektion über das Thema Anerkennung und Ruhm zu sein.

Inhaltlich geht es im Gedicht „Ehrgeiz“ um das lyrische Ich, das seine Sicht auf Ehre und Ruhm darlegt. In der ersten Strophe erinnert er sich daran, wie er als Kind seinen Bleisoldaten Orden eingeritzt hat, während er selbst keine Ehre erhielt, außer den zwei Orden, „die jeder besitzt“. Dies könnte symbolisch für Geburt und Tod stehen, die universellen „Orden“ des Lebens.

Die zweite Strophe geht auf seine Sichtweise von Ehre ein. Er lehnt Ehre nicht ab, im Gegenteil, er strebt sogar danach, aber auf seine eigene bescheidene Art. Sein Ideal wäre es, dass nach seinem Tod eine kleine, krumme Gasse mit niedrigen Türen und schiefen Fenstern nach ihm benannt würde. Dies zeigt, dass er keine großen Ansprüche auf Ruhm hat, sondern sich mit einer kleinen Anerkennung zufrieden gibt.

Schließlich drückt er in der dritten Strophe den Wunsch aus, in dieser Gasse zu spuken, was wiederum seinen humorvollen und ironischen Ton unterstreicht.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen, die hinsichtlich der Versanzahl variieren. Die Sprache ist einfach und verständlich, durchsetzt mit Bildern und ironischen Anspielungen. Ringelnatz nutzt Umgangssprache und Wortspiele wie „grano salis“ (mit einer Prise Salz), was die Lockerheit und den Humor des Gedichts unterstreicht.

Fassen wir zusammen: Mit „Ehrgeiz“ skizziert Ringelnatz ironisch den menschlichen Wunsch nach Anerkennung und Ruhm. Er betont jedoch, dass für ihn echter Ruhm im Bescheidenen liegt und nicht in großer, öffentlicher Anerkennung. Dabei setzt er seine humorvolle und eigenwillige Schreibweise hervorragend ein.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ehrgeiz“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. 1933 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 71 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Zum Autor des Gedichtes „Ehrgeiz“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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