Ehmals glaubt ich, alle Küsse von Heinrich Heine

Ehmals glaubt ich, alle Küsse,
Die ein Weib uns giebt und nimmt,
Seyen uns, durch Schicksalsschlüsse,
Schon urzeitlich vorbestimmt.
 
Küsse nahm ich und ich küßte
So mit Ernst in jener Zeit,
Als ob ich erfüllen müßte
Thaten der Nothwendigkeit,
 
Jetzo weiß ich, überflüssig,
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Wie so manches, ist der Kuß,
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Und mit leichtern Sinnen küss’ ich,
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Glaubenlos im Ueberfluß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Ehmals glaubt ich, alle Küsse“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
58
Entstehungsjahr
1844
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht stammt von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Lyriker des 19. Jahrhunderts. Es ist daher in die Epoche der Romantik einzuordnen.

Zunächst wirkt das Gedicht leicht nostalgisch und melancholisch, zeigt es doch Veränderungen im Blickwinkel des lyrischen Ichs im Laufe der Zeit.

Im Inhalt erzählt das Gedicht von einem Wechsel der Ansichten des lyrischen Ichs über den Akt des Küssens. Zunächst glaubte das Ich, dass alle Küsse, die eine Frau gibt oder nimmt, durch das Schicksal vorbestimmt sind. Diese Ansicht verlieh den Küssen für das Ich eine gewisse Schwerkraft und Ernsthaftigkeit, es küsste „mit Ernst“ und als ob es „Taten der Notwendigkeit“ erfüllen müsse. Im Verlauf des Gedichts ändert dieser Standpunkt sich jedoch. Das Ich erkennt, dass ein Kuss, ähnlich wie andere Dinge auch, überflüssig ist. Es küsst fortan „glaubenlos“ und im Überfluss, also ohne den früheren Glauben an ihre vorbestimmte Bedeutung und in größerer Menge.

Die Länge, Struktur und Reimform des Gedichts sind recht klassisch. Das Gedicht besteht aus zwölf Versen, verteilt auf drei Strophen zu je vier Versen. Die Reimform ist ein Kreuzreim (ABAB), was eine gute Fluss und Rhythmus verleiht. Die Sprache des Gedichts ist relativ einfach und direkt, es sind keine komplexen Metaphern oder Symbole vorhanden. Es teilt offen mit, was das lyrische Ich denkt und fühlt.

Zusammenfassend beschreibt das Gedicht also eine Veränderung des lyrischen Ichs und dessen Perspektive auf das Küssen. Es illustriert den Wandel von einem ernsthaften, fast schicksalhaften Verständnis hin zu einer eher locker, unbeschwerten Haltung. Dies könnte als eine Metapher für die allgemeine Entwicklung des Ichs von einer jugendlichen, idealistischen Sicht auf das Leben hin zu einer pragmatischeren und realistischeren Sichtweise interpretiert werden. Diese Interpretation würde gut zu Heines allgemeinem Werk passen, das oft von solchen Themen der persönlichen Entwicklung und des Wandels handelt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ehmals glaubt ich, alle Küsse“ des Autors Heinrich Heine. Geboren wurde Heine im Jahr 1797 in Düsseldorf. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1844. Erschienen ist der Text in Hamburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 58 Worte. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ahnung“, „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ und „Almansor“. Zum Autor des Gedichtes „Ehmals glaubt ich, alle Küsse“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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