Meinem Freunde Detlev, dem Dichter Liliencron von Richard Dehmel

Doch hör’ich noch der Tausende Entzücken
und Ihn von seinen goldnen Sternen sprechen
und sehe noch ihn seine Rosen brechen
und noch den Kranz das Haupt ihm blutig drücken.
 
Sie lagen jubelnd an den Silberbächen
und ließen sich mit seinen Blumen schmücken
und sahn ihn Blüte nur um Blüte pflücken
und nicht die Dornen ihm die Stirn zerstechen.
 
Sie waren Alle jammernd hergekrochen
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und Jeder sprach von Plagen ohne Zahl,
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er hatte Allen alle weggesprochen,
 
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verschmachtet sank er hin am Bachesrande;
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da starrten sie, da sahn sie seine Qual – –
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So träumte mir von unserm Vaterlande.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Meinem Freunde Detlev, dem Dichter Liliencron“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Meinem Freunde Detlev, dem Dichter Liliencron“ stammt aus der Feder von Richard Dehmel. Dehmel war ein bedeutender deutscher Dichter und Schriftsteller, der zwischen 1863 und 1920 lebte und arbeitete. Dies lässt das Gedicht zeitlich in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert einordnen, eine Zeit also, die von gesellschaftlichen Umbrüchen und einer starken Belebung der Künste und Literatur geprägt war.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht dramatisch und pathetisch, getragen von intensiven Bildern und Metaphern. Es scheint eine Art Hommage an einen Freund zu sein, der trotz Leid und Widrigkeiten sein künstlerisches Schaffen nicht aufgibt.

Inhaltsmäßig beschreibt das lyrische Ich die Bewunderung vieler Menschen für den Dichterfreund, dessen Werke und Talent sie entzücken (Verse 1 und 2). Der Dichter wird als Person dargestellt, die Schönheit schafft (Rosen brechen, goldene Sterne sprechen) trotz des Leidens, das er dabei erfahren muss (Vers 4). Strophe zwei intensiviert dieses Bild: Die Menschen erfreuen sich weiterhin an seiner Kunst, doch sehen sie nicht die Schmerzen und Opfer, die er dafür erbringt. In der dritten Strophe ist von denen die Rede, die der Dichter mit seinen Worten trösten konnte, möglicherweise eine Metapher für die Leser seiner Werke. In der abschließenden Strophe wird der Dichter offenbar erschöpft und leidend dargestellt, das Ausmaß seiner Qual offenbart sich den Beobachtern. Der letzte Vers gibt dem Ganzen einen übergeordneten Zusammenhang und offenbart, dass es sich um einen Traum des lyrischen Ichs handelte.

Formal gesehen gehören das Gedicht zur Gattung der Ode mit vier Strophen zu je 4-3 Versen. Die Verse sind jambisch und reimend (Kreuzreim) angelegt, was dem Text einen fließenden und rhythmischen Klang verleiht.

Sprachlich ist das Gedicht von einer starken Bildlichkeit geprägt. Es enthält Metaphern und Vergleiche, die das künstlerische Schaffen sinnbildlich darstellen („goldnen Sternen“, „Rosen brechen“, „Blumen schmücken“). Daneben werden auch die Leiden des Künstlers deutlich thematisiert („Kranz das Haupt ihm blutig drücken, „Dornen ihm die Stirn zerstechen“). Der Stil wirkt somit eher dunkel, melancholisch und leidenschaftlich und erzeugt eine intensive Atmosphäre.

Insgesamt kann gesagt werden, dass Dehmel mit diesem Gedicht eine Hommage an seinen Freund und Kollegen Detlev Liliencron verfasst hat. Er stellt dabei die Kluft zwischen künstlerischer Bewunderung und persönlichem Leid dar und wirft damit eine grundsätzliche Frage auf: Wie viel persönliches Opfer ist Kunst wert? Dies macht das Gedicht zu einer interessanten Reflexion über die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft.

Weitere Informationen

Richard Dehmel ist der Autor des Gedichtes „Meinem Freunde Detlev, dem Dichter Liliencron“. Im Jahr 1863 wurde Dehmel in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. 1893 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist München. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 96 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Antwort“, „Auf der Reise“ und „Aufblick“. Zum Autor des Gedichtes „Meinem Freunde Detlev, dem Dichter Liliencron“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

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