Ebenbild unsers Lebens. Auff das gewöhnliche Königs-Spiel. von Andreas Gryphius

DEr Mensch das Spiel der Zeit / spielt weil er alhie lebt.
Im Schau-Platz dieser Welt; er sitzt / vnd doch nicht feste.
Der steigt vnd jener fällt / der suchet die Paläste /
Vnd der ein schlechtes Dach / der herrscht vnd jener webt.
Was gestern war ist hin / was itzt das Glück erhebt;
Wird morgen vntergehn / die vorhin grüne Aeste
Sind numehr dürr vnd todt / wir armen sind nur Gäste
Ob den ein scharffes Schwerdt an zarter Seide schwebt.
Wir sind zwar gleich am Fleisch / doch nicht von gleichem Stande
10 
Der trägt ein Purpur-Kleid / vnd jener gräbt im Sande /
11 
Biß nach entraubtem Schmuck / der Tod vns gleiche macht.
12 
Spilt denn diß ernste Spiel: weil es die Zeit noch leidet /
13 
Vnd lernt: daß wenn man von Pancket deß Lebens scheidet:
14 
Kron / Weißheit / Stärck vnd Gut / sey ein geborgter Pracht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25 KB)

Details zum Gedicht „Ebenbild unsers Lebens. Auff das gewöhnliche Königs-Spiel.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
135
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Verfasser des Gedichts ist der deutsche Dichter Andreas Gryphius, der von 1616 bis 1664 lebte. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern des Barocks. Dieses Gedicht, dessen Titel „Ebenbild unsers Lebens. Auff das gewöhnliche Königs-Spiel“ lautet, stammt somit aus dem 17. Jahrhundert.

Schon beim ersten Lesen wird klar, dass das Gedicht das barocke Weltbild veranschaulicht. Es ist geprägt von der Vergänglichkeit und den Unterschieden im Status der Menschen.

Gryphius vergleicht das Leben mit einem „Königsspiel“, in dem jeder Mensch seine ganz spezifische Rolle spielt. Er spricht von Aufstiegen und Niederlagen, vom Streben nach Macht und Reichtum, aber auch dem schlichten Dasein. Er erwähnt die Vergänglichkeit des Glücks und des Lebens selbst, indem er Bilder wie die dürr gewordenen Äste oder das drohende Schwert verwendet. Ein zentrales Thema in diesem Gedicht ist die Endlichkeit und Gleichberechtigung aller Menschen durch den Tod, der Unterschiede im Stand und in der sozialen Stellung aufhebt. Das lyrische Ich ruft die Leser dazu auf, das Leben zu spielen und zu erkennen, dass Reichtum und Macht nur geliehen sind.

Die Form des Gedichts ist ein Sonett mit zwei Quartetten und zwei Terzetten. Die einzelnen Verse sind im Alexandrinermaß geschrieben und es liegt ein Kreuzreim vor.

Die Sprache des Gedichts ist stark gezeichnet durch die Metaphorik und das barocke Bildvokabular, das durch den bewusst eingesetzten Kontrast in den Metaphern und die symbolische Bedeutung von Begriffen wie „Spiel“, „Purpur-Kleid“ oder „geborgter Pracht“ und durch die Verwendung von Antithesen, wie „steigt“ und „fällt“, „schlechtes Dach“ und „Paläste“ sowie „Purpur-Kleid“ und „gräbt im Sande“, an Tiefe gewinnt.

Somit lässt sich feststellen, dass Gryphius in „Ebenbild unsers Lebens. Auff das gewöhnliche Königs-Spiel“ die Vergänglichkeit allen Lebens darstellt und gleichzeitig an die Gleichheit und Vergänglichkeit aller irdischen Güter erinnert. Es veranschaulicht die philosophischen und moralischen Vorstellungen des Barockzeitalters und reflektiert die damalige gesellschaftliche Wirklichkeit.

Weitere Informationen

Andreas Gryphius ist der Autor des Gedichtes „Ebenbild unsers Lebens. Auff das gewöhnliche Königs-Spiel.“. Geboren wurde Gryphius im Jahr 1616 in Glogau. 1658 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Breßlau. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Barock zuordnen. Bei dem Schriftsteller Gryphius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der Begriff Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock im Sinne eines Adjektivs wurde anfänglich abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Bezeichnung für eine Epoche setzte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch und gibt der Literaturepoche zwischen 1600 und 1720 den Namen. Der Barock ist durch ein gewichtiges Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die ungenügenden sanitären Bedingungen konnten sich Infektionskrankheiten schnell ausbreiten. Rund ein Drittel der Menschen kamen durch den Krieg und sich ausbreitenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die massive Verminderung der Bevölkerung schwächte sich das wirtschaftliche Leben zunehmend ab. Der Barock zeichnet sich vorwiegend durch die Antithetik, also einem von Widersprüchen und Gegensätzen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es im Barock vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Diesseits und Jenseits, Wollust und Tugend oder Weltzugewandtheit und Weltverneinung. Die Literaturepoche des Barocks vollzog einen Wandel von lateinischer zu deutschsprachiger Literatur. Die wichtigste Literaturform der Epoche war dabei die Dichtkunst. Das Sonett war die häufigste Gedichtform, die genutzt wurde. Zu den Lyrikern der Literaturepoche des Barocks gehören unter anderem: Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Paul Fleming, Caspar Ziegler, Angelus Silesius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.

Das vorliegende Gedicht umfasst 135 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Andreas Gryphius ist auch der Autor für Gedichte wie „An den gefangenen Dicaeus“, „An die Sternen“ und „An die Welt“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ebenbild unsers Lebens. Auff das gewöhnliche Königs-Spiel.“ weitere 463 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Andreas Gryphius

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Andreas Gryphius und seinem Gedicht „Ebenbild unsers Lebens. Auff das gewöhnliche Königs-Spiel.“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Andreas Gryphius (Infos zum Autor)

Zum Autor Andreas Gryphius sind auf abi-pur.de 463 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.