Dämmerung von Georg Trakl

Im Hof, verhext von milchigem Dämmerschein,
Durch Herbstgebräuntes weiche Kranke gleiten.
Ihr wächsern-runder Blick sinnt goldner Zeiten,
Erfüllt von Träumerei und Ruh und Wein.
 
Ihr Siechentum schließt geisterhaft sich ein.
Die Sterne weiße Traurigkeit verbreiten.
Im Grau, erfüllt von Täuschung und Geläuten,
Sieh, wie die Schrecklichen sich wirr zerstreun.
 
Formlose Spottgestalten huschen, kauern
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Und flattern sie auf schwarz-gekreuzten Pfaden.
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O! trauervolle Schatten an den Mauern.
 
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Die andern fliehn durch dunkelnde Arkaden;
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Und nächtens stürzen sie aus roten Schauern
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Des Sternenwinds, gleich rasenden Mänaden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Dämmerung“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
83
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Dämmerung“ wurde von Georg Trakl geschrieben, einem österreichischen Lyriker, der von 1887 bis 1914 lebte. Sein Werk ist der literarischen Epoche des Expressionismus zuzuordnen, einer Bewegung, die von 1910 bis etwa 1925 andauerte. Das Gedicht lässt sich auch in den Kontext des Ersten Weltkriegs einordnen, während dessen Trakl als Sanitäter tätig war und schließlich verstarb.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen düsteren und mysteriösen Eindruck. Der Dämmerschein und die angedeuteten Kranken verleihen dem Gedicht eine melancholische und düstere Atmosphäre.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine herbstliche Dämmerung in einem Hof, in dem sich scheinbar Kranke aufhalten. Ihre wächsernen Blicke sind erfüllt von Träumerei und Erinnerungen an bessere Zeiten. Ihre Krankheit scheint sie einzuschließen und sie sind umgeben von einer traurigen Stimmung, die durch die Sterne beschrieben wird. Geisterhafte, irresolute Gestalten huschen durch die Dunkelheit und wirken gleichzeitig bedrohlich und verloren. Das Gedicht endet mit einer intensiven Szene von Flucht und rasender Angst und Hysterie.

Auf sprachlicher Ebene nutzt Trakl eine reiche und bildhafte Sprache. Seine Beschreibungen sind dabei oft vage und rätselhaft, was den unheimlichen Eindruck des Gedichts verstärkt. Der Ausdruck „wächsern-runder Blick“ beispielsweise lässt Raum für Interpretationen, ebnet jedoch den Weg zur Vorstellung von Krankheit und Tod. Die Wortwahl und die Satzstruktur spiegeln die Verzweiflung und existenzielle Angst des lyrischen Ichs wider.

Formal ist das Gedicht in vier Strophen unterteilt, wobei die ersten beiden Strophen jeweils aus vier Versen und die letzten beiden Strophen aus drei Versen bestehen. Das Gedicht ist in freien Rhythmen verfasst, wobei Trakl auf klassische Reimschemata verzichtet, was den freien und fließenden Charakter des Gedichts unterstreicht.

Insgesamt repräsentiert das Gedicht „Dämmerung“ Trakls markante expressionistische Poesie. Durch seine malerischen und rätselhaften Bilder schafft Trakl eine unheimliche und spannungsgeladene Atmosphäre, die die inneren Ängste und Konflikte des lyrischen Ichs ausdrückt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Dämmerung“ ist Georg Trakl. Der Autor Georg Trakl wurde 1887 in Salzburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1913 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Expressionismus zu. Der Schriftsteller Trakl ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 83 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Trakl sind „Der Gewitterabend“, „Der Spaziergang“ und „Die Bauern“. Zum Autor des Gedichtes „Dämmerung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.

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