Du und die Nacht von Joachim Ringelnatz

Gib du dem Tag, was aus dir will.
Die Nacht ist still.
Auch wenn in einem Nachtlokal
Du welche Leute, die Skandal
Begeistert, siehst.
Nicht, daß du fliehst!
Auch wenn ein Raufbold dich berennt,
Oder ein blöder Korps-Student
Mit Gott – dem’s einfiel, dort zu wandeln –
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Will anbandeln.
 
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Dieweil das Meiste schläft, baut aus Gestirnen
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Sich Unkenmärchenhaftes. Gruslig schiebt
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Schlechtes Gewissen seine Heimlichkeiten,
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Und Hirne dampfen über Nachtarbeiten.
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Dieweil die Stille dürstend Weisheit siebt,
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Schwelgt Animalisches, und Sehnsucht liebt.
 
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Gib du der Nacht, was dir der Tag vergibt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Du und die Nacht“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Du und die Nacht“ stammt aus der Feder von Joachim Ringelnatz, einem bedeutenden deutschen Schriftsteller und Maler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934 und das Gedicht ist somit in die Zeit der Weimarer Republik einzuordnen, einer Epoche zwischen den beiden Weltkriegen, die geprägt war von gesellschaftlichen Umbrüchen, aber auch von kultureller Blüte, insbesondere in der Literatur und im Theater.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht als eine Auseinandersetzung mit der Nacht als Zeitraum, der in Kontrast zum Tag und dessen Trubel steht. Die Nacht wird als eine Zeit der Ruhe und der Geheimnisse, aber auch der Dunkelheit und potentiellen Gefahr dargestellt.

Der Inhalt des Gedichts scheint eine Aufforderung an das lyrische Ich zu sein, sowohl den Tag als auch die Nacht als Teil des Lebens anzunehmen und daraus das Beste zu machen. In der ersten Strophe geht es um Tagesaktivitäten und die potentiellen Probleme, die sich daraus ergeben können, wie Skandale oder Konflikte. Die zweite Strophe stellt die Nacht dar, die trotz ihrer Stillheit voller Aktivität und Potential ist. Die letzte Zeile, „Gib du der Nacht, was dir der Tag vergibt“, rundet das Gedicht ab und vermittelt die Botschaft, dass es wichtig ist, die Erfahrungen des Tages in der Nacht zu reflektieren und darauf aufzubauen.

In Bezug auf die Form fällt auf, dass das Gedicht aus drei Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl besteht, was eine gewisse Lockerheit und Flexibilität in der Struktur zeigt. Die Sprache ist direkt und verständlich, aber auch bildlich und metaphorisch, wodurch der Kontrast zwischen Tag und Nacht, Aktivität und Ruhe, Sichtbarem und Verborgenem gestaltet wird.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass Ringelnatz in „Du und die Nacht“ die Themen des täglichen Lebens, der zwischenmenschlichen Interaktionen, der Reflexion und der persönlichen Entwicklung aufgreift und in einer bildhaften und ansprechenden Sprache darstellt. Es lädt den Leser ein, sowohl die hellen als auch die dunklen Seiten des Lebens zu akzeptieren und für persönliches Wachstum zu nutzen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Du und die Nacht“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1929 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 88 Worte. Die Gedichte „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Du und die Nacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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