Du hast das schöne Paradies verlassen von Wilhelm Busch

Du hast das schöne Paradies verlassen,
Tratst ein in dieses Labyrinthes Gassen,
Verlockt von lieblich winkenden Gestalten,
Die Schale dir und Kranz entgegenhalten;
Und unaufhaltsam zieht‘s dich weit und weiter.
 
Wohl ist ein leises Ahnen dein Begleiter,
Ein heimlich Graun, daß diese süßen Freuden
Dich Schritt um Schritt von deiner Heimat scheiden,
Daß Irren Sünde, Heimweh dein Gewissen;
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Doch ach umsonst! Der Faden ist zerrissen.
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Hohläugig faßt der Schmerz dich an und warnt,
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Du willst zurück, die Seele ist umgarnt.
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Vergebens steht ob deinem Haupt der Stern.
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Einsam, gefangen, von der Heimat fern,
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Ein Sklave, starrst du in des Stromes Lauf
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Und hängst an Weiden deine Harfe auf.
 
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Nun fährst du wohl empor, wenn so zuzeiten
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Im stillen Mondeslichte durch die Saiten
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Ein leises, wehmutsvolles Klagen geht
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Von einem Hauch, der aus der Heimat weht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Du hast das schöne Paradies verlassen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
136
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht 'Du hast das schöne Paradies verlassen' ist von Wilhelm Busch, einem deutschen Dichter, Zeichner und Maler aus dem 19. Jahrhundert, der besonders für seine humorvollen Bildergeschichten und seine Verskunst bekannt ist.

Grundlegend handelt das Gedicht von der Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit Trauer, Verlust und Sehnsucht. Das lyrische Ich spricht davon, das Paradies verlassen zu haben und nun in einem Labyrinth gefangen zu sein, verlockt von scheinbar attraktiven Versprechen. Dieses Labyrinth und die daraus resultierende Entfremdung von der Heimat oder vom Ursprung wird als schmerzhaft und bedauernswert dargestellt. Es stellt eine irreversible Entscheidung dar, symbolisiert durch den zerrissenen Faden, der vermutlich als Metapher für das Schicksal oder den Lebensweg dient. Das lyrische Ich fühlt sich gefangen und von aller Heimat entfernt und hängt seine Harfe, ein weiteres Symbol für Freude und Kreativität, an den Weiden auf – ein Bild der Resignation und Verzweiflung.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen unterschiedlicher Länge und hat keinen festen Reim, was die wirrwarr-ähnliche Situation des lyrischen Ichs unterstreicht und eine Stimmung der Verlorenheit und Verstörung erzeugt. Busch nutzt ein reiches Repertoire an Metaphern und Vergleichen, um die Gefühle des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen: Das Paradies und Labyrinth repräsentieren verschiedene Lebenswege, der zerrissene Faden symbolisiert die Unumkehrbarkeit bestimmter Entscheidungen, die Harfe steht für Kreativität und Lebensfreude, die jetzt aufgegeben wurde.

Sprachlich bewegt sich das Gedicht im Bereich des Erhabenen und Melancholischen, was durch die Verwendung von Worten wie 'Paradies', 'Labyrinth', 'Sünde', 'Heimweh', 'Gewissen', 'Schmerz', 'Sklave' und 'wehmutsvolles Klagen' erreicht wird. Das Gedicht stellt gezielt menschliche Emotionen wie Schmerz, Trauer und Sehnsucht in den Mittelpunkt und ermöglicht es dem Leser, sich in die Gefühlswelt des lyrischen Ichs hineinzuversetzen.

Letztlich kann das Gedicht als eine Reflexion über die Konsequenzen von Entscheidungen und die daraus resultierende Entfremdung vom Eigenen und Vertrauten interpretiert werden. Es verdeutlicht, dass gewisse Entscheidungen irreversible Folgen haben können und eine Rückkehr oder Umkehr oft nicht möglich ist. Zugleich zeigt es die tiefgreifende Trauer und Sehnsucht, die mit Verlust und Veränderung einhergehen können.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Du hast das schöne Paradies verlassen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Wilhelm Busch. Im Jahr 1832 wurde Busch in Wiedensahl geboren. Im Zeitraum zwischen 1848 und 1908 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Wiesbaden u. Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 136 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Wilhelm Busch sind „Auf Wiedersehn“, „Auf den Sonntag früh Morgen“ und „Bedächtig“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Du hast das schöne Paradies verlassen“ weitere 208 Gedichte vor.

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