Drei-Strophen von Theodor Fontane
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Herz, laß dies Zweifeln, laß dies Klauben, |
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Vor dem das Beste selbst zerfällt, |
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Und wahre Dir den Rest von Glauben |
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An Gutes noch in dieser Welt. |
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Schau hin auf eines Weibes Züge, |
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Das lächelnd auf den Säugling blickt, |
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Und fühl’s, es ist nicht alles Lüge, |
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Was uns das Leben bringt und schickt. |
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Und Herze, willst du ganz genesen, |
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Sei selber wahr, sei selber rein! |
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Was wir in Welt und Menschen lesen |
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Ist nur der eigne Wiederschein. |
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Ich las: „glückselig sind die Reinen, |
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Ihr Sinn ist offen Gott zu schaun;“ – |
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Er trieb in reuevollem Weinen |
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Hinaus mich in die Frühlingsaun. |
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Wie schwach sind unsre besten Gaben: |
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Die Liebe strauchelt und die Treu, |
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Das Beste was wir Menschen haben, |
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Ist unser Wolln und unsre Reu. |
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Ich rief zu Gott: „woll Du mich leiten, |
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Die Gnade kennt ja kein Zuspät!“ |
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Da sah ich Ihn vorüberschreiten, |
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Wie Lenz, in stiller Majestät. |
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Sag an „es fällt von Deinem Haupte |
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Kein Haar, von welchem Gott nicht weiß“ – |
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Und was der Tag uns Größres raubte, |
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Das fiele nicht auf Sein Geheiß?! |
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Trag es, wenn seinen Schnee der Winter |
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In unser Hoffen niederstiebt, |
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Ein ganzer Frühling lacht dahinter: |
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Gott züchtigt immer, wen er liebt. |
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Laß in dem Leid, das Er beschieden, |
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Den Keim uns künftgen Glückes schaun, |
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Dann kann der Tag, wo Freud und Frieden |
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In unsrem Herzen Hütten baun. |
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Ach, daß ich Dich so heiß ersehne, |
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Weckt aller Himmel Widerspruch, |
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Und jede neue bittre Thräne |
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Macht tiefer nur den Friedensbruch. |
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Der Götter Ohr ist Keinem offen, |
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Der sich zergrämt in banger Nacht, – |
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Komm Herz, wir wollen gar nichts hoffen, |
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Und sehn ob so das Glück uns lacht. |
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Vergebnes Mühen, eitles Wollen, |
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Die Lippe weiß kaum was sie spricht, |
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Und, nach wie vor, die Thränen rollen |
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Mir über Wang und Angesicht. |
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Zerstoben sind die Wolkenmassen, |
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Die Morgensonn’ in’s Fenster scheint: |
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Nun kann ich wieder mal nicht fassen, |
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Daß ich die Nacht hindurch geweint. |
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Dahin ist alles was mich drückte, |
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Das Aug’ ist klar, der Sinn ist frei, |
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Und was nur je mein Herz entzückte, |
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Tanzt wieder, lachend, mir vorbei. |
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Es grüßt, es nickt; – ich steh betroffen, |
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Geblendet schier von all dem Licht: |
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Das alte, liebe, böse Hoffen – |
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Die Seele läßt es einmal nicht. |
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Sei milde stets, und halte fern |
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Von Hofart Deine Seele, |
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Wir wandeln alle vor dem Herrn |
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Des Wegs in Schuld und Fehle. |
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Woll einen Spruch, woll ein Geheiß |
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Dir in die Seele schärfen: |
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„Es möge, wer sich schuldlos weiß, |
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Den Stein auf Andre werfen.“ |
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Die Tugend, die voll Stolz sich giebt, |
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Ist eitles Selbsterheben; |
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Wer alles Rechte wahrhaft liebt, |
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Weiß Unrecht zu vergeben. |
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Es kann die Ehre dieser Welt |
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Dir keine Ehre geben, |
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Was Dich in Wahrheit hebt und hält |
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Muß in dir selber leben. |
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Wenn’s Deinem Innersten gebricht |
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An ächten Stolzes Stütze, |
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Ob dann die Welt Dir Beifall spricht |
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Ist all Dir wenig nütze. |
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Das flüchtge Lob, des Tages Ruhm |
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Magst Du dem Eitlen gönnen; |
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Das aber sei dein Heiligthum: |
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„D ich selber achten können.“ |
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Tritt ein für Deines Herzens Meinung |
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Und fürchte nicht der Feinde Spott, |
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Bekämpfe muthig die Verneinung |
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So Du den Glauben hast an Gott. |
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Wie Luther einst, in festem Sinnen, |
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So sprich auch Du zu Gottes Ehr’: |
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„Ich geh nach Worms, und ob da drinnen |
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Jedweder Stein ein Teufel wär’!“ |
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Und peitscht Dich dann der Witz mit Ruthen, |
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Und hasst man Dich, – o laß, o laß! |
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Mehr noch als Liebe aller Guten, |
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Gilt aller Bösen Hohn und Haß. |
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Du darfst mißmuthig nicht verzagen, |
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In Liebe nicht noch im Gesang, |
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Wenn mal ein allzu kühnes Wagen, |
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Ein Wurf im Wettspiel Dir mißlang. |
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Wes Fuß wär’ niemals fehlgesprungen? |
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Wer lief nicht irr’ auf seinem Lauf? |
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Blick hin auf das, was Dir gelungen, |
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Und richte so dich wieder auf. |
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Vorüber ziehn die trüben Wetter, |
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Es lacht aufs Neu der Sonne Glanz, |
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Und ob verwehn die welken Blätter, |
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Die frischen schlingen sich zum Kranz. |
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109 |
Du holde Fee, mir treu geblieben |
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Aus Tagen meiner Kinderzeit, |
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Was hat Dich nun verscheucht, vertrieben |
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Du stille Herzensheiterkeit? |
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Leicht trugst Du, wie mit Wunderhänden, |
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Mich über Gram und Sorge fort, |
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Und selbst aus nackten Felsenwänden |
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Rief Quellen mir Dein Zauberwort. |
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Wo bist Du Fee? aus Deinen Hallen |
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Zieh wieder in mein Herz hinein, |
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Und laß Dein Lächeln wieder fallen |
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Auf meinen Pfad – wie Mondenschein. |
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121 |
Nicht Glückes-bar sind Deine Lenze, |
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Du forderst nur des Glücks zu viel; |
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Gieb Deinem Wunsche Maaß und Grenze, |
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Und Dir entgegen kommt das Ziel. |
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Wie dumpfes Unkraut laß vermodern, |
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Was in Dir noch des Glaubens ist: |
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Du hättest doppelt einzufodern |
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Des Lebens Glück, weil Du es bist. |
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Das Glück, kein Reiter wird’s erjagen, |
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Es ist nicht dort, es ist nicht hier; |
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Lern’ überwinden, lern’ entsagen, |
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Und ungeahnt erblüht es Dir. |
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O glaub, mein Herz ist nicht erkaltet, |
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Es glüht in ihm so heiß wie je, |
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Und was ihr drin für Winter haltet, |
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Ist Schein nur, ist gemalter Schnee. |
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Doch, was in alter Lieb’ ich fühle, |
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Verschließ ich jetzt in tiefstem Sinn, |
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Und trag’s nicht fürder in’s Gewühle |
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Der ewig kalten Menschen hin. |
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Ich bin wie Wein der ausgegohren: |
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Er schäumt nicht länger hin und her, |
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Doch was nach Außen er verloren, |
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Hat er an innrem Feuer mehr. |
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Beutst Du dem Geiste seine Nahrung, |
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So laß nicht darben Dein Gemüth, |
147 |
Des Lebens höchste Offenbarung |
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Doch immer aus dem Herzen blüht. |
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149 |
Ein Gruß aus frischer Knabenkehle, |
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Ja mehr noch, eines Kindes Lall’n, |
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Kann leuchtender in Deine Seele |
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Wie Weisheit aller Weisen fall’n. |
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Erst unter Kuß und Spiel und Scherzen |
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Erkennst Du ganz was Leben heißt; |
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O lerne denken mit dem Herzen, |
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Und lerne fühlen mit dem Geist. |
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157 |
Du wirst es nie zu Tüchtgem bringen |
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Bei Deines Grames Träumerein, |
159 |
Die Thränen lassen nichts gelingen, |
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Wer schaffen will, muß fröhlich sein. |
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161 |
Wohl Keime wecken mag der Regen, |
162 |
Der in die Scholle niederbricht, |
163 |
Doch golden Korn und Erndtesegen |
164 |
Reift nur heran bei Sonnenlicht. |
Details zum Gedicht „Drei-Strophen“
Theodor Fontane
41
164
971
1851
Realismus
Gedicht-Analyse
Das vorgelegte Gedicht stammt vom deutschen Dichter Theodor Fontane, einem der bedeutendsten Vertreter des Realismus, und fällt somit zeitlich in das 19. Jahrhundert. Wird man mit dem Gedicht konfrontiert wird man von dessen Umfang eingenommen, da es insgesamt 41 Strophen enthält, welche jeweils aus vier Versen bestehen.
Der Inhalt des Gedichts dreht sich um verschiedene Themen, die das lyrische Ich durchlebt und reflektiert. Zu Anfang tritt ein Aufruf dazu auf, den Glauben an das Gute in der Welt nicht zu verlieren, trotz durchlebter Zweifel und Niederschläge. Dabei spielt die Betrachtung positiver Szenen, wie das lächelnde Antlitz einer Mutter, eine bestärkende Rolle. In weiteren Passagen thematisiert das lyrische Ich einen zugrundeliegenden Seelenkonflikt. Es appelliert an ein authentisches, wahres und reines Ich, jedoch zugleich ist das Ringen um Glück, die Verdrossenheit und auch der Schmerz über versagende Hoffnungen omnipräsent. Zentrale Aspekte sind dabei Selbstakzeptanz, Vergebung und die Willenskraft nicht aufzugeben, auch nicht in Zeiten von Rückschlägen und Schicksalsschlägen.
Die Form des Gedichts ist streng geregelt. Es handelt sich um vierzeilige Strophen, wobei inhaltlich jedoch kein konkreter Reim- oder Rhythmusschema zu folgen scheint.
Fontanes Sprache in diesem Gedicht ist gut verständlich und direkt, ohne den Einsatz komplizierter Metaphorik oder Symbolik. Zwar bewegt sich das Gedicht durch eine Vielfalt an Themen und Gefühlen, vom Zweifel über das Glück zur Verzweiflung und wieder zurück, doch die Sprache bleibt durchgehend klar und zugänglich. Einige Wiederholungen (wie etwa das wiederkehrende Anrufen des „Herzens“ oder des „Glaubens“) verstärken den Eindruck einer innigen Selbstansprache und -motivation des lyrischen Ichs.
Insgesamt handelt es sich bei Fontanes „Drei-Strophen“ um ein emotionales und bewegendes Gedicht, das die Höhen und Tiefen des Lebens reflektiert und die Bedeutung persönlicher Wahrhaftigkeit, von Hoffnung und Glauben betont.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Drei-Strophen“ des Autors Theodor Fontane. Im Jahr 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. 1851 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 971 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 164 Versen mit insgesamt 41 Strophen. Weitere Werke des Dichters Theodor Fontane sind „Auf der Treppe von Sanssouci“, „Ausgang“ und „Barbara Allen“. Zum Autor des Gedichtes „Drei-Strophen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 214 Gedichte vor.
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- Auf der Treppe von Sanssouci
Zum Autor Theodor Fontane sind auf abi-pur.de 214 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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