Dr alt Fötzel von Paul Haller

1	I bin en alte Fötzel,
2	I säg dr, was i bi.
3	I ha ken Rappe Gält im Sack,
4	Und bi vom fülste Lumpepack.
5	Iez wäist doch, wer i bi.
6	Es förcht mr abem Tüfel,
7	Er chönnt mi hütt no neh.
8	Süst förcht’s mr doch mi Seel vor nüt,
9	As öppe vor de Herelüt,
10	Won äim de Schueh wänd geh.
11	Lieb isch mr nüt as ’s Sufe:
12	Räich Bränz und zwor bis gnue!
13	Mach wäidli, as i wyter cha,
14	Süst zündt dr d’Nase d’Chuchi a
15	Und ’s Hus und d’Schür drzue.
16	Witt süst no öppis wüsse?
17	So los, i sing dr äis!
18	De Bufink pfyfft mr’s underwägs,
19	Iez singi’s jeder Chuchihäx,
20	Und schöners git’s ekäis:
21	Juhu! i bin en König,
22	Und han i scho ke Gält!
23	Und wen d’mr’s mitem Frässe bräichst,
24	Und wen d’mr’s Bränz im Liter räichst,
25	So gfallt’s mr uf dr Wält! Juhu!

Details zum Gedicht „Dr alt Fötzel“

Gedicht-Analyse

Das vorgegebene Gedicht ist „Dr alt Fötzel“ von Paul Haller, einem Schweizer Dichter, der von 1882 bis 1920 lebte. Damit stammt das Gedicht aus der Epoche der Moderne, in der oft gesellschaftliche Konventionen und Normen infrage gestellt wurden.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die authentische schweizerdeutsche Mundart auf. Das lyrische Ich beschreibt sich selbst als „alte Fötzel“, was so viel wie alter Taugenichts bedeutet. Es gibt offen und unverblümt zu, arm zu sein und vom „fülste Lumpepack“ also dem untersten Rand der Gesellschaft zu kommen. Es führt ein Leben, das fernab der gesellschaftlichen Normen und Anforderungen zu sein scheint.

Inhaltlich setzt sich das lyrische Ich sehr selbstironisch und entwaffnend mit seiner eigenen Existenz auseinander. Es lebt in ständiger Angst, der Teufel könne es holen, allgemein hat es jedoch keine Angst - außer vor den „hohen Herren“, die ihm seine Armut vor Augen führen. Seine einzige Liebe gilt dem Alkohol („'s Sufe“), was es sogar in Kauf nimmt, dass dadurch sein Haus abbrennen könnte.

Trotz seiner Armut und niedrigen gesellschaftlichen Stellung, betrachtet sich das lyrische Ich als einen König. Es braucht wenig, um glücklich zu sein, Hauptsache genug zum Trinken. Diese unbeschwerte und doch tragische Haltung legt eine tiefe gesellschaftskritische Betrachtungsweise nahe.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen zu je fünf Versen. Die Sprache ist einfach und umgangssprachlich, durch den starken Dialekt aber nicht immer leicht verständlich. Es verzichtet auf komplexe Rhetorik oder Metaphern und bringt seine Botschaft stattdessen sehr direkt und ehrlich rüber.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Der alte Fötzel“ ein kraftvolles Gedicht ist, das sich auf einfache, direkte Weise mit den Themen Armut, Gesellschaftskritik und Individualismus auseinandersetzt. Es ist ein Ausdruck von Rebellion gegen gesellschaftliche Normen und ein Plädoyer für die Würde des Menschen, gleich welcher gesellschaftlichen Stellung.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Dr alt Fötzel“ ist Paul Haller. Geboren wurde Haller im Jahr 1882 in Rein bei Brugg. Im Zeitraum zwischen 1898 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Aarau. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Haller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 25 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 157 Worte. Weitere Werke des Dichters Paul Haller sind „An eine Sängerin“, „Augen“ und „Bei Morcote“. Zum Autor des Gedichtes „Dr alt Fötzel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.

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