Don Ramiro von Heinrich Heine

„Donna Clara, Donna Clara!
Heißgeliebte langer Jahre,
Hast beschlossen mein Verderben,
Hast beschlossen ohn’ Erbarmen.
 
Donna Clara, Donna Clara!
Ist doch süß die Lebensgabe!
Aber unten ist es grausig,
In dem dunkeln, kalten Grabe.
 
Donna Clara! Freu’ dich, morgen
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Wird Fernando, am Altare,
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Dich als Ehgemahl begrüßen.
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Wirst du mich zur Hochzeit laden?“
 
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„Don Ramiro! Don Ramiro!
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Deine Worte treffen bitter,
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Bitt’rer als der Spruch der Sterne,
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Die da spotten meines Willens.
 
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Don Ramiro! Don Ramiro!
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Rüttle ab den dumpfen Trübsinn;
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Mädchen giebt es viel auf Erden,
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Aber uns hat Gott geschieden.
 
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Don Ramiro, Ueberwinder
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Vieler tausend Mohrenritter!
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Ueberwinde nun dich selber, –
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Komm’ auf meine Hochzeit, Lieber.“
 
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Donna Clara! Donna Clara!
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Ja, ich schwör’ es, ja ich komme!
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Will mit dir den Reihen tanzen;
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Gute Nacht, ich komme morgen.“
 
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„Gute Nacht!“ – Das Fenster klirrte.
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Seufzend stand Ramiro unten,
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Stand noch lange wie versteinert;
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Endlich schwand er fort im Dunkeln. –
 
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Endlich auch nach langem Ringen,
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Muß die Nacht dem Tage weichen;
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Wie ein bunter Blumengarten
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Liegt Toledo ausgebreitet.
 
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Prachtgebäude und Paläste
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Schimmern hell im Glanz der Sonne;
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Und der Kirchen hohe Kuppeln
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Leuchten stattlich wie vergoldet.
 
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Dumpfig und wie Bienensummen
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Klingt der Glocken Festgeläute,
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Lieblich steigen Betgesänge
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Aus den frommen Gotteshäusern.
 
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Aber dorten, siehe! siehe!
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Dorten aus der Marktkapelle
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Strömt die bunte Volkesmenge,
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Im Gewimmel und Gedränge.
 
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Blanke Ritter, schmucke Frauen,
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Hofgesinde festlich blinkend,
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Und die hellen Glocken läuten,
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Und die Orgel rauscht dazwischen.
 
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Doch mit Ehrfurcht ausgewichen
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Schreitet stolz das junge Ehpaar;
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Donna Clara schwarz verschleiert,
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Don Fernando, waffenglänzend.
 
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Tausend Augen schaun nach ihnen,
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Tausend frohe Stimmen rufen:
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Heil Kastiliens Mädchensonne!
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Heil Kastiliens Ritterblume!
 
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Bis an Bräutigams Palastthor
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Wälzet sich das Volksgewühle;
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Dort beginnt die Hochzeitfeier,
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Prunkhaft und nach alter Sitte.
 
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Ritterspiel und frohe Tafel
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Wechseln unter lautem Jubel;
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Rauschend schnell entfliehn die Stunden
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Bis die Nacht herabgesunken.
 
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Und zum Tanze sich versammeln
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Dort im Saal die Hochzeitgäste;
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Alle funkeln buntbeleuchtet
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Von dem Lichterheer der Kerzen.
 
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Don Fernando stralt wie’n König
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In dem güldnen Purpurmantel;
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Clara wie die junge Rose,
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Blüht im weißen Brautgewande.
 
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Auf erhobne Ehrensitze
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Rings von Dienerschaft umwoget,
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Ließen sich die beiden nieder,
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Und sie tauschten süße Worte.
 
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Und im Saale braust es dumpfig,
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Wie ein Meer von Sturm beweget!
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Und die lauten Pauken wirbeln,
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Und es schmettern die Trommeten.
 
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„Doch warum, o schöne Herrin,
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Sind gerichtet deine Blicke
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Dorthin nach der Saalesecke?“
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So verwundert sprach der Ritter.
 
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„Siehst du denn nicht, Don Fernando,
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Dort den Mann im schwarzen Mantel?“
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Und der Ritter lächelt freundlich:
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„Ach! das ist ja nur ein Schatten.“
 
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Doch es nähert sich der Schatten,
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Und es war ein Mann im Mantel;
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Und Ramiro schnell erkennend,
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Grüßt ihn Clara, gluthbefangen.
 
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Und der Tanz hat schon begonnen,
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Munter drehen sich die Tänzer;
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Und der Boden dröhnt und zittert
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Von dem rauschenden Getöse.
 
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„Wahrlich gerne, Don Ramiro,
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Will ich dir zum Tanze folgen,
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Doch im nächtlich schwarzen Mantel
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Hättest du nicht kommen sollen.“
 
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Mit durchbohrend stieren Augen
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Schaut Ramiro auf die Holde,
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Sie umschlingend spricht er düster:
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„Sprachest ja ich sollte kommen!“
 
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Und in’s wilde Tanzgetümmel
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Drängen sich die beiden Tänzer;
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Und die lauten Pauken wirbeln,
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Und es schmettern die Trommeten.
 
113 
„Sind ja schneeweiß deine Wangen!“
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Flüstert Clara heimlich schauernd.
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„Sprachest ja ich sollte kommen!“
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Schallet dumpf Ramiros Stimme.
 
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Und im Saal die Kerzen blinzeln
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Durch das flutende Gedränge;
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Und die lauten Pauken wirbeln,
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Und es schmettern die Trommeten.
 
121 
„Sind ja eiskalt deine Hände!“
122 
Flüstert Clara, schauerzuckend.
123 
„Sprachest ja ich sollte kommen!“
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Und sie treiben fort im Strudel.
 
125 
„Laß mich, laß mich! Don Ramiro!
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Leichenduft ist ja dein Odem!“
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Wie als Echo schallen heiser
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Don Ramiros grause Worte.
 
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Und der Boden raucht und glühet,
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Lustig fiedelen die Geiger;
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Wie ein tolles Zauberweben
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Schwindelt alles im Gekreisel.
 
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„Laß mich, laß mich! Don Ramiro!“
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Wimmert’s immer im Gewoge.
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Immer schnarret hohl die Antwort:
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„Sprachest ja ich sollte kommen!“
 
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„Nun so geh in Gottes Namen!“
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Clara rief’s mit fester Stimme,
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Und dies Wort war kaum entfahren,
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Und verschwunden war Ramiro.
 
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Clara starret, Tod im Antlitz,
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Kaltumflirret, nachtumwoben;
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Ohnmacht hat das lichte Bildniß
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In ihr dunkles Reich gezogen.
 
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Endlich weicht der Nebelschlummer,
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Endlich schlägt sie auf die Wimper;
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Aber Staunen will auf’s neue
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Ihre holden Augen schließen.
 
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Denn derweil der Tanz begonnen
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War sie nicht vom Sitz gewichen,
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Und sie sitzt noch bei dem Bräut’gam;
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Und der Ritter sorgsam bittet:
 
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„Sprich, was bleichen deine Wangen?
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Sprich, was wird dein Aug so dunkel? –“
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„Und Ramiro? – – –“ schaudert Clara,
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Und Entsetzen lähmt die Zunge.
 
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Doch mit tiefen, ernsten Falten
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Furch’t sich jetzt des Bräut’gams Stirne:
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„Herrin, forsch’ nicht blut’ge Kunde, –
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Heute Mittag starb Ramiro.“

Details zum Gedicht „Don Ramiro“

Anzahl Strophen
40
Anzahl Verse
160
Anzahl Wörter
761
Entstehungsjahr
1817–1821
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Don Ramiro“ wurde von dem deutschen Dichter Heinrich Heine geschrieben, der von 1797 bis 1856 lebte. Dies fällt in die Epoche des 19. Jahrhunderts, die als literarische Epoche der Romantik und Biedermeier bekannt ist.

Im Gedicht drückt das lyrische Ich, Don Ramiro, seine Liebe zu Donna Clara aus und drückt seine Enttäuschung darüber aus, dass sie seine Liebe nicht erwidert und stattdessen den Ritter Fernando heiratet. Trotz dieser Zurückweisung verspricht Don Ramiro, zu Donnas Hochzeit zu kommen. Donna erwidert seine Worte und sagt, dass es viele andere Mädchen auf der Erde gibt und bittet Don Ramiro, sie zu ihrer Hochzeit zu kommen.

Heinrich Heine verwendet in dem Gedicht eine feierliche und zum Teil dramatische Sprache, um die emotionalen Zustände des lyrischen Ichs zu unterstreichen. Er nimmt die Form eines überlangen erzählenden Gedichtes an, das in einzelne Strophen unterteilt ist, jede mit vier Versen. Dies fördert den Fluss des Gedichts und hilft, die aufgeladene Atmosphäre zu erzeugen.

Die Geschichte zielt auf eine tragische Wendung ab, als Don Ramiro während des Tanzes bei der Hochzeit erscheint, obwohl er bereits verstorben ist. Donna Clara erkennt das und ist entsetzt und fällt in Ohnmacht, als sie erfährt, dass Ramiro tatsächlich schon tot ist. Die letzte Zeile des Gedichts enthüllt dies mit der Aussage, dass Ramiro an diesem Morgen gestorben ist.

Insgesamt ist „Don Ramiro“ ein stark emotionales Gedicht, das von unerwiderter Liebe, Tod und der Tragik des Lebens erzählt. Es ist eine meisterhafte Darstellung von Heinrich Heines Romanze und seinem Talent für tragische Erzählung.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Don Ramiro“ des Autors Heinrich Heine. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1821 zurück. In Hamburg ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 761 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 160 Versen mit insgesamt 40 Strophen. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Almansor“, „Als ich, auf der Reise, zufällig“ und „Alte Rose“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Don Ramiro“ weitere 535 Gedichte vor.

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