Don Juans Auswahl von Rainer Maria Rilke
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Und der Engel trat ihn an: Bereite |
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dich mir ganz. Und da ist mein Gebot. |
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Denn daß einer jene überschreite, |
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die die Süßesten an ihrer Seite |
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bitter machen, tut mir not. |
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Zwar auch du kannst wenig besser lieben, |
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(unterbrich mich nicht: du irrst), |
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doch du glühest, und es steht geschrieben, |
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daß du viele führen wirst |
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zu der Einsamkeit, die diesen |
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tiefen Eingang hat. Laß ein |
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die, die ich dir zugewiesen, |
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daß sie wachsend Heloïsen |
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überstehn und überschrein. |
Details zum Gedicht „Don Juans Auswahl“
Rainer Maria Rilke
1
14
77
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Don Juans Auswahl“ wurde vom berühmten österreichischen Lyriker Rainer Maria Rilke verfasst, der von 1875 bis 1926 lebte. Es kann somit der modernen lyrischen Tradition Europas zugeordnet werden, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert florierte.
Der erste Eindruck des Gedichtes lässt ein tiefgründiges Gespräch zwischen einem Engel und einem Menschen, wahrscheinlich Don Juan, erkennen. Der Engel gibt Anweisungen und Befehle. Die Botschaft scheint spirituell und moralisch aufgeladen zu sein.
In einfachen Worten erzählt das Gedicht davon, dass der Engel Don Juan eine Mission gibt. Don Juan soll diejenigen, die durch egoistische Liebe anderen Bitterkeit zufügen, überwinden und sie stattdessen zur tiefen Einsamkeit führen, die eben jene tiefgründige Liebe ermöglicht. Der Engel ermahnt Don Juan, er solle nicht widersprechen, obwohl die Aufgabe schwierig ist. Ferner soll Don Juan die ihm zugewiesenen Personen zur spirituellen Reife führen, sodass sie die Intensität und Höhe der wahren, reinen Liebe erfahren können, die durch den Bezug auf die Heloïse, eine Frau aus der mittelalterlichen Liebesgeschichte von Abélard und Heloïse, gekennzeichnet ist.
Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen, 14-zeiligen Strophe. Es handelt sich dabei um ein Sonett, einer traditionellen lyrischen Form, die aus zwei Quartetten und zwei Terzetten besteht. In diesem Gedicht wurde jedoch vom Autor ein eigener Aufbau gewählt und es nicht nach der traditionellen Form strukturiert.
Sprachlich ist die weiche, gehobene Sprache typisch Rilke. Die Sprache ist kontemplativ und erzeugt eine spirituell aufgeladene Atmosphäre. Die Verwendung von direkter Rede, die Personifikation des Engels und die mythologischen und historischen Bezüge tragen zur Komplexität des Gedichts bei. Die syntaktische Struktur ist komplex, mit vielen verschachtelten Sätzen und abgebrochenen Konstruktionen, was eine Herausforderung für den Leser darstellt. Angesichts des tiefgründigen, moralischen und spirituellen Inhalts des Gedichts ist diese Komplexität jedoch angemessen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Don Juans Auswahl“ des Autors Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1918 zurück. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 77 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend in Skaane“, „Absaloms Abfall“ und „Adam“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Don Juans Auswahl“ weitere 338 Gedichte vor.
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