Abend-Lied am Sonntage von Simon Dach

Der Tag hat auch sein Ende,
Die Nacht ist wieder hier.
Drumb heb' ich Hertz und Hände,
O Vatter, auff zu dir,
Vnd dancke deiner Treu
Die mich gantz überschüttet
Vnd für der Tyranney
Der Hellen mich behütet.
 
Dein Wort hat auch daneben
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Mein kranckes Hertz geheilt,
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Mir reichlich Trost und Leben
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In aller Noht ertheilt.
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Für solche Liebes-That
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Was sol ich Dir erzeigen?
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Was Erd' und Himmel hat
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Das ist vorhin dein eigen.
 
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Mein Hertz sey dir geschencket,
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Das richt', O Gott, Dir zu.
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Daß, was es nur gedencket,
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Sey nichts als einig Du.
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Entzeuch es dieser Welt,
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Daß es aus diesen Thränen
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In deiner Freuden Feld
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Sich mög' ohn ablaß sehnen.
 
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Vnd da ich heut verübet
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Was wieder Dein Gebot
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Vnd deinen Geist betrübet,
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Das sey vertilgt und tod
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Durch Christi theures Blut,
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Das mildiglich geflossen,
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Als Er es mir zu gut
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Aus Liebe hat vergossen.
 
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Vnd weil ich itzt soll schlaffen,
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So laß mich sicher seyn
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Durch deiner Auffsicht Waffen,
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Schleuß deiner Hut mich ein,
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Des Teuffels Mord und List,
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Der bösen Menschen Tücke
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Vnd was sonst schädlich ist,
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Treib, Herr, von mir zurücke.
 
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Laß mich kein böses Ende
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Betretten allermeist,
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Denn ich in deine Hände
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Befehle meinen Geist.
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Ich bin zu allerzeit
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Dein Eigenthum und Erbe,
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Es sey Lieb' oder Leid,
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Ich leb', Herr, oder sterbe.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Abend-Lied am Sonntage“

Autor
Simon Dach
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
220
Entstehungsjahr
1605 - 1659
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Abend-Lied am Sonntage“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Simon Dach. Der Autor Simon Dach wurde 1605 in Klaipeda (Memel) geboren. Zwischen den Jahren 1621 und 1659 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Bei Dach handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des Barock folgt auf die Epoche des Humanismus und der Renaissance und umfasst den Zeitraum von etwa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich aus dem Portugiesischem ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet so viel wie„seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Die Zeit des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt – Hunger, Seuchen, Vergewaltigung und Tod sorgten für enormes Leid bei der Bevölkerung Europas. So verkleinerte sich die Bevölkerung in Deutschland von ca. 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Die Barockdichtung ist von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) beeinflusst, die die Einstellung der Menschen zum Leben beschreiben. Vor dem geschichtlichen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Menschen von Gewalt und Zerstörung beeinflusst. Alle genannten Motive setzen sich auf unterschiedliche Art mit der verbreiteten Angst vor dem Lebensende und dessen Auswirkungen auseinander. Die Dichter der Renaissance nutzten noch die lateinische Sprache, die Autoren des Barock begannen, ihre Werke in Deutsch zu verfassen. Zu den bedeutenden Autoren der Literaturepoche des Barocks gehören: Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Caspar Ziegler, Paul Fleming, Angelus Silesius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.

Das Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 220 Worte. Simon Dach ist auch der Autor für Gedichte wie „Betrachtung der unseligen Ewigkeit“, „Es wil des lieben Creutzes Pein“ und „Entschlag dich aller Ding auff Erden“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Abend-Lied am Sonntage“ weitere 255 Gedichte vor.

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