Am Sonntag von Simon Dach

1	Auch diese Nacht hat sich verlohren.
2	Der Sonntag wird geschaut,
3	Den Gott zu seiner Ruh erkohren,
4	Als er die Welt gebaut,
5	Und wil, daß er uns in gemein
6	Sol gleichfalls heilig seyn.
7	So danck' ich, Vater, dir von Hertzen,
8	Daß du mein armes Gut
9	Und mich bewahrt für Noth und Schmertzen,
10	Durch deiner Engel Hut,
11	Die Dieberey, auch Mord und Brand
12	Getreulich abgewand.
13	Und nun du mich erleben lassen
14	Den werthen Sabbath-Tag,
15	So gib, daß ich auch Kräfte fassen
16	Und ihn recht feyren mag,
17	Und schenck mir hierzu allermeist,
18	Herr, deinen guten Geist.
19	Der öffne meines Hertzens Pforte,
20	Und thu was ihm bewußt,
21	Daß ich an deinem heilgen Worte
22	Hab alle meine Lust,
23	Und mir es lasse lieber seyn
24	Als Gold und Edelstein.
25	Laß mit den Sinnen mich nicht wancken,
26	Nimm gäntzlich mich von mir,
27	Sperr' ein den Umbschweiff der Gedancken
28	Und richte sie zu dir,
29	Damit die gantze Predigt frey
30	Von fremden Sorgen sey.
31	Mach dir mein Hertz für allen Dingen
32	Zu deinem Heiligthum,
33	Und laß den gantzen Tag erklingen
34	Von deinem Lob und Ruhm,
35	Gib keiner Sünd und Frevelthat
36	In meiner Seelen statt.
37	Mein Hertz eröffne sich dem Armen
38	In seiner grossen Noth,
39	Daß ich aus Christlichem Erbarmen
40	Ihm theile mit mein Brod,
41	Des Krancken pfleg' und mancherley
42	Erweise Lieb und Treu.
43	Werd' ich die Woche so anfangen,
44	So wird mein Werck darauff
45	Auff aller Wolfahrt Zweck gelangen,
46	Bis sich beschleust mein Lauff,
47	Und ich den ew'gen Sabbat-Tag
48	Im Himmel halten mag.

Details zum Gedicht „Am Sonntag“

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Am Sonntag“ ist Simon Dach. Geboren wurde Dach im Jahr 1605 in Klaipeda (Memel). Im Zeitraum zwischen 1621 und 1659 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Dach handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis 1720. Das Wort „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet „seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Durch die Pest starben ca. 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verfall im Deutschen Reich. Trotzdem lebten die Fürsten einen ausschweifenden und überaus luxuriösen Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Krieg, um eine Neugliederung der Territorien vorzunehmen und ihre Macht weiter auszubauen und zu festigen. Besonders Krieg und Pest in der Zeit des Barocks zeigen auch ein bedeutendes Merkmal auf: der Gegensatz. Zum einen Armut, Elend und Tod, zum anderen Prunk, Glanz und Macht. So lebte die normale Bevölkerung in größtenteils bitterer Armut, während Adelige einen verschwenderischen Lebensstil bevorzugten. In der vorhergehenden Epoche der Renaissance waren noch viele Dichtungen in lateinischer Sprache geschrieben worden. Mit dem Barock begann jedoch die Zeit der deutschsprachigen Literatur. Die Hauptvertreter der Dichtung im Barock sind Martin Opitz, Paul Fleming, Andreas Gryphius, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Simon Dach, Johann Christian Günther, Angelus Silesius und Friedrich von Logau.

Das Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 244 Worte. Der Dichter Simon Dach ist auch der Autor für Gedichte wie „Wenn Gott von allem Bösen“, „Betrachtung der unseligen Ewigkeit“ und „Es wil des lieben Creutzes Pein“. Zum Autor des Gedichtes „Am Sonntag“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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• Der Mensch hat nichts so eigen
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• Wenn Gott von allem Bösen
• Betrachtung der unseligen Ewigkeit
• Es wil des lieben Creutzes Pein
• Entschlag dich aller Ding auff Erden
• Aus Oseae C. 2. V. 19
• Wenn mich in meiner schweren Zeit

Zum Autor Simon Dach sind auf abi-pur.de 255 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.