Die Überholten von Joachim Ringelnatz

Und Menschen triffst du, und dich stört ihr Reden,
Weil es nichts Neues dir enthüllt.
Du kennst all ihre Zellen, hast längst jeden
Gedanken überholt, der sie erfüllt.
 
Du willst durchaus nicht, daß sie näher kommen;
Du fürchtest, daß du überlegen siegst.
Doch schweigend dann besinnst du dich beklommen,
Wie du den Anfang so wie sie genommen,
Und daß du dankbar sein mußt, weil du stiegst.
 
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Doch wenn du dich bescheiden an sie wendest,
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Und einfach sprichst, erfährst du, daß du störst.
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Und einsam klingt der Satz, den du vollendest.
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Weil du doch nimmer ihnen angehörst.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Die Überholten“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das hier vorliegende Gedicht „Die Überholten“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem bedeutenden deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Eine genaue zeitliche Einordnung ist hierbei schwierig, da Ringelnatz' umfassendes Schaffen sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte.

Auf den ersten Eindruck hinterlässt das Gedicht ein Gefühl der Distanz und der Einsamkeit. Es handelt von der Erfahrung des lyrischen Ichs, andere Menschen überholt zu haben - sowohl in Gedanken, als auch in der allgemeinen Lebensführung.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht die Erfahrung von Distanz und Überlegenheit im Umgang mit anderen Menschen. Das lyrische Ich fühlt sich den anderen überlegen, da deren Gedanken und Worte keinen Neuwert für es bergen. Allerdings erweist sich diese Überlegenheit als problematisch: Das Näherkommen der anderen wird als Bedrohung empfunden, und es gibt eine Angst vor der eigenen Überlegenheit. Im weiteren Verlauf des Gedichts kommen jedoch auch Selbstreflexion und eine Art Dankbarkeit zum Ausdruck, da das lyrische Ich erkennt, dass es einst selbst so war wie die anderen. Dennoch bleibt das Gefühl der Distanz und der Entfremdung bestehen.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl (vier, fünf und vier Verse). Die Sprache des Gedichts ist klar und direkt, doch zugleich emotional und nachdenklich. Wiederkehrende Motive sind die Überlegenheit und die Entfremdung des lyrischen Ichs, sowie der Kontrast zwischen der eigenen Veränderung und dem scheinbaren Stillstand der anderen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ringelnatz in „Die Überholten“ die Erfahrung von Distanz und Entfremdung aufgrund von geistiger und persönlicher Entwicklung beschreibt. Dabei werden Themen wie Selbstreflexion, Überlegenheit und Dankbarkeit aufgeworfen, welche die Komplexität und Ambivalenz dieser Erfahrung verdeutlichen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Überholten“ ist Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1932 zurück. Erschienen ist der Text in Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 96 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Überholten“ weitere 560 Gedichte vor.

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