Die weiblichen Hilfskräfte von Karl Kraus
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Wir, die Wehrmacht zu entzücken, |
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eingerückte Heereshuren, |
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kehren nunmehr euch den Rücken |
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als Brigade der Lemuren. |
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Opfernd heldischem Verlangen, |
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angesteckt von eurem Mute, |
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Rosen blühn uns auf den Wangen |
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und die Syphilis im Blute. |
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Blut und Thränen, Wein und Samen |
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flossen euch zum Bacchanale, |
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und was wir von euch bekamen |
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tragen heim wir zum Spitale. |
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So verabscheut sind wir heute, |
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denn uns schlottern die Gewänder, |
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und wir schleppen unsre Beute |
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in die fernen Hinterländer. |
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Doch wir wachsen durch die Zeiten! |
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Einstens rast ein Landsturm, brausend, |
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alle Menschheit zu bestreiten, |
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durch ein schauderndes Jahrtausend! |
Details zum Gedicht „Die weiblichen Hilfskräfte“
Karl Kraus
5
20
93
1920
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die weiblichen Hilfskräfte“ wurde von Karl Kraus verfasst, einem österreichischen Schriftsteller, der von 1874 bis 1936 gelebt hat. Er ist bekannt für seine kritischen und satirischen Arbeiten, die oft gesellschaftliche Themen adressieren.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht düster und kritisch. Inhaltlich behandeln die fünf Strophen die Rolle von Frauen, die scheinbar als Prostituierte für die Wehrmacht arbeiten. Die Verse enthalten Anklänge von Verachtung, Opfer und Krankheit. Der Inhalt lässt sich so zusammenfassen: Die Frauen, welche in der Rolle der „Heereshuren“ der Wehrmacht gedient haben, erfahren nun Verachtung und Krankheit und kehren in ihr altes Leben zurück, um ihren verlorenen Wert wiederzugewinnen. Allerdings äußert das lyrische Ich die Hoffnung auf eine Art Vergeltung in der Zukunft.
Das lyrische Ich kritisiert die Entmenschlichung, der diese Frauen ausgesetzt sind sowie die Ignoranz und Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber ihrem Schicksal. Die Krankheit wird zum Symbol für diese Ignoranz und Gleichgültigkeit.
Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen und einem klar strukturierten Reimschema. Es wird somit eine strenge Form eingehalten, was womöglich dazu dient, den ernsten Inhalt des Gedichts zu verstärken. Die Sprache ist direkt und dabei bildreich: Die Ausdrücke „Heereshuren“, „Brigade der Lemuren“ und „Syphilis im Blute“ sind bildhafte, starke Aussagen, die den Kontrast zwischen der harten Realität der Frauen und der Ignoranz der Gesellschaft verdeutlichen.
Abschließend kann man sagen, dass Kraus mit diesem Gedicht das Schicksal von Frauen in Kriegszeiten aufzeigt und kritisiert. Er stellt die gesellschaftliche Gleichgültigkeit infrage und fordert Empathie und Verantwortung ein. Die starke und direkte Sprache unterstreicht diese Botschaft.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Die weiblichen Hilfskräfte“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Karl Kraus. Geboren wurde Kraus im Jahr 1874 in Jičín (WP), Böhmen. Das Gedicht ist im Jahr 1920 entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 93 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Karl Kraus sind „An den Schnittlauch“, „An eine Falte“ und „An einen alten Lehrer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die weiblichen Hilfskräfte“ weitere 61 Gedichte vor.
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- Abenteuer der Arbeit
- Absage
- Abschied und Wiederkehr
- Alle Vögel sind schon da
- Als Bobby starb
- An den Schnittlauch
- An eine Falte
- An einen alten Lehrer
- Auferstehung
- Aus jungen Tagen
Zum Autor Karl Kraus sind auf abi-pur.de 61 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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