Frühlingslied (Italienisch) von Johann Gottfried Herder

Der Schnee zerschmilzt, der Frühling kommt
mit seiner Blumen Schar,
und Busch und Baum ist jung und grün
und blühend, wie er war.
Von Bergen rauscht der Strom nicht mehr
mit wilder Fluten Fall;
in seinen Ufern murmelt er,
ein schleichender Kristall.
 
Ob Ewigkeit hienieden sei,
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zeigt Jahr- und Tageslauf:
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Die Sonne, die jetzt niedergeht,
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geht morgen wieder auf.
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Was steiget, fällt; in kurzer Frist
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kommt wieder auf, was fällt;
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der Mensch, der einmal drunten ist,
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sieht nimmermehr die Welt.
 
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Und was sein Gut hienieden sei,
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ist, der's ihm sichern kann?
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Schnitt Lachesis nicht heute ab,
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was Klotho gestern spann?
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O Elend, o Gebrechlichkeit,
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auf Tand und Nebel baun!
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Des Todes zu gewissem Streich
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im Ungewissen traun!
 
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Nur Traum, nur Traumglückseligkeit
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ist nieden unser Teil!
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Müh' ist das Leben, ach! und fleucht
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wie ein verschoss'ner Pfeil.
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Des Himmels Wohnung, o ihr
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mein ew'ges Vaterland,
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ein matter Fremdling auf der Welt,
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streck' ich nach euch die Hand.
 
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Wer leiht mir Flügel? Ach, wer gibt,
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zu schwingen mich von hier,
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dem kranken Geiste neuen Mut
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und neue Kräfte mir?
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Wohlan, kein Erdgedanke mehr
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keim' auf in dir, o Herz!
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Zeit ist's, aufs Feste nun zu schaun,
40 
zu denken himmelwärts.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Frühlingslied (Italienisch)“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
197
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Frühlingslied (Italienisch)“. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1760 bis 1803 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Der Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich dabei gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich darüber hinaus auch gegen das Bürgertum, das als eng und freudlos galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Autoren im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik dauerte von 1786 bis 1832 an. Bedeutende Vertreter dieser Literaturepoche waren Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die zeitliche Abgrenzung orientiert sich dabei an dem Schaffen Goethes. So wird dessen erste Italienreise 1786 als Beginn der deutschen Klassik angesehen, die dann mit seinem Tod 1832 ihr Ende nahm. Wie der Name bereits verrät, liegen der Ausgangspunkt und das literarische Zentrum der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Zum Teil wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Die Klassik orientiert sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche sowie die Harmonie und der Ausgleich gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache häufig roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die bedeutenden Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Andere Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Schiller und Goethe.

Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 197 Worte. Der Dichter Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Gesetz der Welten im Menschen“, „Das Glück“ und „Das Kind der Sorge“. Zum Autor des Gedichtes „Frühlingslied (Italienisch)“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 412 Gedichte vor.

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