Die treue Magd auf die ihr eifrig wachtet von Charles Baudelaire
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Die treue magd auf die ihr eifrig wachtet |
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Und die nun unterm schlichten rasen nachtet – |
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Mir dünkt dass wir ihr ein paar blumen schulden · |
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Die armen toten haben viel zu dulden. |
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Und wenn oktober der die bäume schüttelt |
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An ihren gräbersteinen traurig rüttelt |
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So müssen sie uns oben herzlos finden |
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Die wir uns weich in unsre decken winden. |
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Sie aber sind verzehrt von grausen schaudern · |
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Sind ohne bettgenoss und ohne plaudern |
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Und ihr gebein woran die würmer klopfen |
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Verspürt der winterlichen wasser tropfen |
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Und nimmer wechseln freunde und gevattern |
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Die fetzen die um ihren kerker flattern. |
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Und säh ich sie beim singenden gezische |
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Des feuers plötzlich still vor meinem tische |
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Und unter eisigen dezemberschauern |
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In einem winkel meines zimmers kauern |
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Und ihrem grab entstiegen freundlich nicken |
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Dem grossgewordnen kind mit mutterblicken · |
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Was würd ich zu der frommen seele sprechen |
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Der aus dem hohlen auge thränen brechen? |
Details zum Gedicht „Die treue Magd auf die ihr eifrig wachtet“
Charles Baudelaire
3
22
146
nach 1837
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht ist von Charles Baudelaire, einem französischen Schriftsteller und Dichter aus dem 19. Jahrhundert, der allgemein als Vertreter des Symbolismus angesehen wird.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht in einer melancholischen, etwas düsteren und nachdenklichen Stimmung geschrieben zu sein. Es behandelt Themen wie Tod, Trauer, Verlust und Empathie für die Toten.
Inhaltlich geht es um die Reflexionen des lyrischen Ichs über den Tod und das Schicksal der Toten. Es wird auf eine verstorbene „treue Magd“ Bezug genommen, die anscheinend von den Lebenden vernachlässigt wurde. Das lyrische Ich betont, dass die Toten unter dem kalten Klima und den harten Bedingungen des Grabes leiden. Es wird darauf hingewiesen, dass die Lebenden sich wohl warm in ihre Decken kuscheln, während die Toten alleine und in eisiger Kälte liegen. Es bildet eine starke Kontrastdarstellung, um die harte Realität des Todes und das gleichgültige oder unaufmerksame Verhalten der Lebenden zu betonen.
Die Sprache des Gedichts zeigt Baudelaires typischen symbolistischen Stil. Es ist reich an Metaphern und bildhaften Ausdrücken. Zudem ist das Versmaß des Gedichts nicht streng eingehalten, was dem Gedicht einen freieren, lebendigeren Rhythmus verleiht. Die Worte sind sorgfältig gewählt, um eine starke emotionale Wirkung zu erzeugen, zum Beispiel die Verwendung von Worten wie „Grab“, „Wurmer“, „Tropfen“ um die Düsterkeit und Kargheit des Todes zu betonen.
Insgesamt ist das Gedicht eine eindringliche Auseinandersetzung mit dem Tod und den Bedingungen der Toten. Es fordert die Lebenden auf, sich mehr um die Toten zu kümmern und sie in Erinnerung zu behalten. Die emotionale Kraft des Gedichts und die sorgfältige Gestaltung von Bildern und Metaphern machen es zu einem eindrucksvollen Beispiel für Baudelaires Poesie.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die treue Magd auf die ihr eifrig wachtet“ des Autors Charles Baudelaire. Baudelaire wurde im Jahr 1821 in Paris geboren. Im Zeitraum zwischen 1837 und 1867 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 146 Worte. Der Dichter Charles Baudelaire ist auch der Autor für Gedichte wie „Begräbnis“, „Bertas Augen“ und „Besessenheit“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die treue Magd auf die ihr eifrig wachtet“ weitere 101 Gedichte vor.
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