Die seeligen Augenblike an Laura von Friedrich Schiller
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Laura, über diese Welt zu flüchten |
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Wähn ich – mich in Himmelmaienglanz zu lichten |
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Wenn dein Blik in meine Blike flimmt, |
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Aetherlüfte träum’ ich einzusaugen, |
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Wenn mein Bild in deiner sanften Augen |
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Himmelblauem Spiegel schwimmt; – |
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Leyerklang aus Paradises Fernen, |
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Harfenschwung aus angenehmern Sternen |
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Ras’ ich in mein trunken Ohr zu ziehn, |
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Meine Muse fühlt die Schäferstunde, |
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Wenn von deinem wollustheißem Munde |
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Silbertöne ungern fliehn; – |
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Amoretten seh ich Flügel schwingen, |
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Hinter dir die trunknen Fichten springen |
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Wie von Orpheus Saitenruf belebt, |
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Rascher rollen um mich her die Pole, |
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Wenn im Wirbeltanze deine Sole |
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Flüchtig wie die Welle schwebt; – |
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Deine Blike – wenn sie Liebe lächeln, |
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Könnten Leben durch den Marmor fächeln, |
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Felsenadern Pulse leihn, |
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Träume werden um mich her zu Wesen, |
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Kann ich nur in deinen Augen lesen: |
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Laura, Laura mein! – |
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Wenn dann, wie gehoben aus den Achsen |
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Zwei Gestirn, in Körper Körper wachsen, |
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Mund an Mund gewurzelt brennt, |
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Wollustfunken aus den Augen regnen, |
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Seelen wie entbunden sich begegnen |
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In des Athems Flammenwind, – – – |
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Qualentzüken – – Paradisesschmerzen! – – |
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Wilder flutet zum beklommnen Herzen, |
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Wie Gewapnete zur Schlacht, das Blut, |
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Die Natur, der Endlichkeit vergessen, |
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Wagts mit höhern Wesen sich zu messen, |
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Schwindelt ob der acherontschen Flut. |
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Eine Pause drohet hier den Sinnen |
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Schwarzes Dunkel jagt den Tag von hinnen, |
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Nacht verschlingt den Quell des Lichts – |
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Leises . . Murmeln . . . dumpfer . . hin . . verloren . . |
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Stirbt . . . allmälig . . in den trunknen . . . Ohren . . . |
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Und die Welt ist . . . . Nichts . . . . |
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Ach, vielleicht verpraßte tausend Monde |
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Laura, die Elisiumssekunde, |
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All begraben in dem schmalen Raum; |
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Weggewirbelt von der Todeswonne, |
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Landen wir an einer andern Sonne, |
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Laura! und es war ein Traum. |
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O daß doch der Flügel Chronos harrte, |
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Hingebannt ob dieser Gruppe starrte |
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Wie ein Marmorbild – – die Zeit! |
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Aber ach! ins Meer des Todes jagen |
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Wellen Wellen – über dieser Wonne schlagen |
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Schon die Strudel der Vergessenheit. |
Details zum Gedicht „Die seeligen Augenblike an Laura“
Friedrich Schiller
9
54
290
1782
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die seeligen Augenblike an Laura“ des Autors Friedrich Schiller. Der Autor Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1782 entstanden. Stuttgart ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.
Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der Literatur, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Goethes Italienreise im Jahr 1786 markiert den Anfang der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Epoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Klassik nach Vollkommenheit, Harmonie, Humanität und der Übereinstimmung von Inhalt und Form gesucht. In der Weimarer Klassik wird eine sehr einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen sind oftmals in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Klassik angesehen werden. Aber nur Schiller und Goethe motivierten und inspirierten einander durch eine enge Zusammenarbeit und wechselseitige Kritik.
Das Gedicht besteht aus 54 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 290 Worte. Weitere Werke des Dichters Friedrich Schiller sind „Baurenständchen“, „Breite und Tiefe“ und „Bürgerlied“. Zum Autor des Gedichtes „Die seeligen Augenblike an Laura“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 220 Gedichte vor.
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