Die schöne Nacht von Johann Wolfgang von Goethe

Nun verlass’ ich diese Hütte,
Meiner Liebsten Aufenthalt,
Wandle mit verhülltem Schritte
Durch den öden finstern Wald:
Luna bricht durch Busch und Eichen,
Zephyr meldet ihren Lauf,
Und die Birken streun mit Neigen
Ihr den süßten Weihrauch auf.
 
Wie ergetz’ ich mich im Kühlen
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Dieser schönen Sommernacht!
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O wie still ist hier zu fühlen,
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Was die Seele glücklich macht!
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Läßt sich kaum die Wonne fassen;
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Und doch wollt’ ich, Himmel, dir
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Tausend solcher Nächte lassen,
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Gäb’ mein Mädchen Eine mir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Die schöne Nacht“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1768
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Die schöne Nacht“ stammt von Johann Wolfgang von Goethe, einer der zentralen Figuren der deutschen Literatur, der im 18. Jahrhundert lebte. Es ist nicht genau datierbar, aber aufgrund von Goethes Lebensdaten kann man es in die Epoche der Aufklärung und des Sturms und Drangs einordnen.

Beim ersten Eindruck erweckt das Gedicht eine idyllische und romantische Atmosphäre. Der lyrische Sprecher erscheint als eine Person, die sich in die Natur zurückzieht, um Ruhe, Schönheit und Einsamkeit zu genießen.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen zu jeweils acht Versen. In der ersten Strophe verlässt das lyrische Ich die Hütte seiner Liebsten und wandert durch einen finsteren Wald. Bei seinem Weg wird er von Luna (Mond) begleitet, die durch Busch und Eichen bricht und ihr Licht durch den Wald verstreut. In der zweiten Strophe reflektiert das lyrische Ich seine Stille und seinen Genuss in dieser schönen Sommernacht, in der er sich alleine in der Natur aufhält. Er empfindet eine tiefe Freude und Glückseligkeit, die seine Seele erfüllt. Dennoch drückt er den Wunsch aus, eine solche Nacht mit seinem Mädchen verbringen zu dürfen.

Formal betrachtet hält Goethe sich an einen konsequenten Rhythmus und Reim. Die Sprache des Gedichtes ist sehr bildhaft und emotional. Goethe nutzt die klassischen Elemente der Romantik, um die Natur und die darin erfahrenen Gefühle zu beschreiben. Indem er Luna und Zephyr (Wind) personifiziert, verleiht er der Natur Lebendigkeit und Aktivität.

Zusammengefasst behandelt das Gedicht Themen wie Natur, Liebe und Einsamkeit. Durch den romantischen und verträumten Ton bekommt das Gedicht eine leicht melancholische Note, die das Sehnen des lyrischen Ichs nach seiner abwesenden Geliebten verstärkt. So wird das Gedicht zu einer Reflexion über Sehnsucht, Liebe und die Schönheit der Natur.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die schöne Nacht“ ist Johann Wolfgang von Goethe. 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1768 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Stuttgart und Tübingen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird der Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Die Epoche des Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Vertreter waren meistens junge Autoren, zumeist nicht älter als 30 Jahre. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Schiller, Goethe und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Richtungsweisend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Literaturepoche endete im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum dieser Literaturepoche angesehen. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Lyrik haben die Dichter auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders populär. Darüber hinaus verwendeten die Autoren jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Schiller, Goethe, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 80 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Wolfgang von Goethe sind „An den Schlaf“, „An den Selbstherscher“ und „An die Entfernte“. Zum Autor des Gedichtes „Die schöne Nacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.

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