Die schreckliche That von Christian Felix Weiße

Ihr Götter! hört, was ietzt geschehen!
Könnt ihr ihn unbestrafet sehen?
Ihn, der die unerhörte That
Mit frecher Faust begangen hat!
 
Es wird die Nachwelt zwar empören;
Doch auch die Nachwelt soll es hören,
Was Frevel und was Bosheit kann:
Sie hörs und klag den Thäter an!
 
Hier auf den sonnenreichen Höhen,
10 
Brach ein Verräther von Lyäen
11 
Sie, die zur Reife Hoffnung gab – –
12 
Der Trauben schönste, unreif ab!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Die schreckliche That“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
68
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das präsentierte Gedicht stammt von Christian Felix Weiße, einem deutschen Dichter des 18. Jahrhunderts, der hauptsächlich für seine Kinder- und Jugendliteratur bekannt ist. Das Gedicht trägt den Titel „Die schreckliche That“ und wurde zu Lebzeiten des Autors veröffentlicht, also zwischen 1726 und 1804.

Betrachtet man das Gedicht im ersten Augenblick, so scheint es, als handle es sich um ein dramatisches Werk, das von einer schockierenden Handlung und der darauffolgenden Empörung berichtet. Es wird jedoch deutlich, dass dieses Drama etwas Überspitztes hat, als wir die tatsächliche Handlung des Gedichts verstehen: Jemand hat eine unreife Traube abgebrochen.

Im Detail betrachtet, weist das lyrische Ich energisch auf eine unerhörte Tat hin und wendet sich dabei an die Götter, als zouge es in eine göttliche Gerichtsverhandlung. Es fordert eine Bestrafung des Täters und spricht davon, dass auch die Nachwelt von dieser Tat wissen soll. Erst in der letzten Strophe wird offenbart, dass es sich bei dieser unerhörten Tat um das Abbrechen einer unreifen Traube handelt. Das lyrische Ich scheint also auf satirische Weise übergroße Empörung über eine eher kleine, unbedeutende Handlung auszudrücken.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts ist herauszustellen, dass es in drei Vierzeilen-Strophen mit einem klaren Reimschema (aabb) aufgebaut ist. Das Gedicht verwendet einen erhöhten, fast pathetischen Sprachstil mit für die Epoche typischen Formulierungen und Wendungen. Es nutzt Metaphern und Wendungen, die das Drama und die Empörung über die Situation betonen, und es spielt auf klassische Topoi der Literatur wie Verrat und Strafe an. Allerdings wird durch die abschließende Wendung des Gedichts, in der die „schreckliche Tat“ als das Abbrechen einer unreifen Traube offenbart wird, diese ernste Tonlage ad absurdum geführt und der satirische Charakter des Gedichts betont.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die schreckliche That“ des Autors Christian Felix Weiße. 1726 wurde Weiße in Annaberg geboren. 1758 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Aufklärung zuordnen. Bei dem Schriftsteller Weiße handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 68 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Felix Weiße sind „An ein Veilchen“, „An einen Bach im Winter“ und „Befehl an Zephyr“. Zum Autor des Gedichtes „Die schreckliche That“ haben wir auf abi-pur.de weitere 100 Gedichte veröffentlicht.

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