Die schlesischen Weber von Heinrich Heine

Weberlied

Im düstern Auge keine Thräne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben Dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
 
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöthen;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
10 
Wir weben, wir weben!
 
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Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
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Den unser Elend nicht konnte erweichen,
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Der den letzten Groschen von uns erpreßt,
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Und uns wie Hunde erschießen läßt –
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Wir weben, wir weben!
 
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Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
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Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
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Wo jede Blume früh geknickt,
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Wo Fäulniß und Moder den Wurm erquickt –
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Wir weben, wir weben!
 
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Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
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Wir weben emsig Tag und Nacht –
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Altdeutschland, wir weben Dein Leichentuch,
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Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
25 
Wir weben, wir weben!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Die schlesischen Weber“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
143
Entstehungsjahr
1847
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht ist „Die schlesischen Weber“ von Heinrich Heine, einem der bekanntesten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht wurde im Jahre 1844 veröffentlicht und thematisiert die Weberaufstände in Schlesien, die 1844 stattfanden. Diese Aufstände waren ein Aufbegehren der arbeitenden Bevölkerung gegen die herrschenden Klassen – genauer gesagt: eine Rebellion der Weberei-Textil-Arbeiter gegen soziale Ungerechtigkeiten.

Heine stellt in seinem Gedicht die Leiden, Frustrationen und den Zorn der Weber dar. Er gibt den Entrechteten und Gedemütigten eine Stimme und verleiht ihrem Protest literarischen Ausdruck.

Die erste Strophe des Gedichts stellt das düstere Bild der arbeitenden Weber dar, die in ihrem Elend ein Leichentuch für Deutschland weben, in das sie ihren 'dreifachen Fluch' einweben. In den folgenden Strophen werden die drei Flüche näher ausgeführt: Der erste Fluch richtet sich gegen Gott, dem die Weber in ihren Notlagen vergebens gebeten und geharrt haben. Der zweite Fluch trifft den König, dessen Reichtum durch die Ausbeutung der Weber ermöglicht wird und der die Leiden der Arbeiter ignoriert. Der dritte Fluch richtet sich gegen das eigene Vaterland, in dem die Weber nur Elend, Schande und Verfall sehen.

Anhand der Wiederholung „Wir weben, wir weben!“ am Ende jeder Strophe wird deutlich, dass die Weber trotz aller Widrigkeiten unerbittlich weiterarbeiten und ihren Protest nicht aufgeben. Diese wiederkehrenden Wörter haben einem Refrain ähnlichen Charakter und betonen das fortdauernde Handeln und Leiden der Weber.

Im rhetorischen Sinne wirkt das Gedicht durch die Verwendung einfacher, direkter Sprache und die Dramatik der dargestellten Situation sehr kraftvoll und eindringlich. Der poetische Stil verleiht dem gesellschaftlichen Protest eine emotionale Tiefe und Intensität. So macht Heine die bittere Realität der sozialen Missstände und die wachsende Wut der Arbeiterklasse für den Leser spürbar.

Die Form des Gedichts ist strophisch mit jeweils fünf Versen pro Strophe. Die einfache Form unterstreicht die Direktheit der Botschaft und die beständige Wiederholung des Leidens und der Arbeit der Weber.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Heines „Die schlesischen Weber“ ein wirkungsvolles Zeugnis für das Leiden und den Protest der Arbeiterklasse im 19. Jahrhundert ist. Es ist sowohl ein sozialkritischer Kommentar als auch ein poetisches Manifest der Empörung und Rebellion.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Die schlesischen Weber“. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1847 entstanden. Borna [eig. Bremen/Brüssel 1846] ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 25 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 143 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Heine sind „Ahnung“, „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ und „Almansor“. Zum Autor des Gedichtes „Die schlesischen Weber“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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