Die schlafende Erna von Paul Boldt

Auf einer Ottomane aus Mohär
Liegt sie in Seidenröcken, eine Truhe
Voll Nacktheit, und ich denke voll Unruhe
An dein Geheimstes — schönes Sekretär.
 
Die Frauen tuen Wundervolles in die Seide.
Am Knie beginnt es. Ich will es auspellen,
Wenn Küsse summen nach hautsüßen Stellen
Im Bett, daß wir nicht schlafen können beide.
 
Du großes Mädchen, die noch kleinen Brüste
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Schmücken dich mir. Auf den geheimen Schmuck
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Hast du die linke weiße Hand gelegt;
 
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Ich dachte: Soll die eine, die sie trägt —
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Die schwarze Blume welken von dem Druck?
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Und nahm die Hand weg, die ich leise küßte.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Die schlafende Erna“

Autor
Paul Boldt
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das präsentierte Gedicht „Die schlafende Erna“ stammt vom expressionistischen Dichter Paul Boldt, der zwischen 1885 und 1921 lebte. Der Expressionismus als Literaturströmung kann zeitlich etwa zwischen 1910 und 1925 eingeordnet werden, was auf den historischen Kontext des Gedichts schließen lässt.

Auf den ersten Blick lässt sich erkennen, dass das Gedicht von subtiler Erotik und einer Sehnsucht geprägt ist, die sich auf die weibliche Figur 'Erna' bezieht. Das lyrische Ich beschreibt detailliert Erna, die schlafend auf einer Ottomane liegt, und offenbart seine Bewunderung und Verlangen.

Inhaltlich ist das Gedicht eine Szene, in der das lyrische Ich Blick auf die schlafende 'Erna' wirft. Es beschreibt die sinnliche Atmosphäre, die sie, eingehüllt in Seide und auf einer luxuriösen Mohärobertfläche liegend, umgibt. Das lyrische Ich enthüllt seine innere Unruhe und Begehrlichkeit, macht seine Bewunderung für sie deutlich und scheint sie gleichzeitig als reizvolles Mysterium wahrzunehmen.

Die Form des Gedichtes ist in Strophen mit variierender Verszahl strukturiert, was typisch für die freie Form des Expressionismus ist. Ebenso typisch ist die sehr bildhafte und suggestive Sprache, die verwendet wird, um eine intensive und emotionale Wirkung zu erzielen. Die Architektur der Verse ist insofern bemerkenswert, als dass es bestimmte Kontraste und widersprüchliche Bilder wie „Voll Nacktheit“ und „schönes Sekretär“ oder „großes Mädchen“ und „noch kleinen Brüste“, die sowohl eine starke erotische Aufladung als auch eine Idealisierung der weiblichen Figur zeigen. Die Wortwahl lässt eine Atmosphäre der heimlichen Sehnsucht, Liebeslust, aber auch Vorsicht und Rücksichtnahme entstehen.

Insgesamt ist „Die schlafende Erna“ ein Gedicht, das eine intime, erotische Szene in der expressionistischen Sprache mit ihrer dafür typischen sinnlichen und emotional aufgeladenen Bildersprache darstellt. Es zeigt eindrücklich das Verlangen und die Bewunderung des lyrischen Ichs für die weibliche Figur und die Spannung zwischen der äußeren Wahrnehmung und den inneren Gefühlen und Sehnsüchten des lyrischen Ichs.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die schlafende Erna“ ist Paul Boldt. Boldt wurde im Jahr 1885 in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. 1914 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 97 Worte. Weitere Werke des Dichters Paul Boldt sind „Der Schnellzug“, „Der Turmsteiger“ und „Die Dirne“. Zum Autor des Gedichtes „Die schlafende Erna“ haben wir auf abi-pur.de weitere 49 Gedichte veröffentlicht.

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