Die rote Fahne von Rudolf Lavant

Inmitten all der bunten Fahnen,
Die auf der weiten Erde wehn,
Und die auf blutgetränkten Bahnen
Voraus den Sturmkolonnen gehn,
Von denen jede mahnt an Leichen
Und an der Schlachten grimme Not
Erhebt sich als der Eintracht Zeichen
Das schlichte, warme, heil’ge Rot.
 
Nur dieses Banner mahnt hienieden
10 
In all der Bitterkeit und Qual
11 
Mit seinem Rauschen an den Frieden
12 
Und an ein reines Ideal.
13 
Nur dieses Banner will vergießen
14 
Kein Blut auf diesem Erdenrund,
15 
Nur dieses Banner mahnt, zu schließen
16 
Der Völker ew’gen Bruderbund.
 
17 
Von allem Falschen, allem Bösen,
18 
Von Geistesnacht und Kettendruck
19 
Will dieses Banner euch erlösen
20 
Mit seines Ölzweigs mildem Schmuck.
21 
Ihr solltet jubelnd es begrüßen
22 
Als Kämpfer für der Menschheit Wohl –
23 
Und tretet zornig es mit Füßen,
24 
Als wär’s ein höllisches Symbol!
 
25 
Doch wär’t ihr noch so stark und mächtig
26 
Und noch so fest in eurem Wahn –
27 
Durchlaufen wird es stolz und prächtig
28 
Trotz alledem die steile Bahn,
29 
Und wo des Abscheus Flüche regnen
30 
Auf seiner Träger treuen Bund,
31 
Da werden einst es dankbar segnen
32 
Die Völker wie aus einem Mund.
 
33 
Wir haben in den Grund getrieben
34 
Des dreimal heil’gen Banners Schaft
35 
Und stehn zu ihm mit heißem Lieben,
36 
Mit Zuversicht und stolzer Kraft.
37 
Denn wenn die andern all vergehen
38 
Und unsrer Feinde Macht zerschellt,
39 
Wird unser rotes Banner wehen
40 
Als Völkerhort in aller Welt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Die rote Fahne“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
224
Entstehungsjahr
nach 1860
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die rote Fahne“ wurde von Rudolf Lavant verfasst, ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Geboren wurde Lavant 1844 und starb 1915, er lebte also im Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert. Dies war eine Zeit großer gesellschaftlicher und politischer Veränderungen, in der Arbeiterbewegungen und sozialistische Ideen an Boden gewannen.

Das Gedicht erzeugt beim ersten Lesen einen starken Eindruck von Bestimmtheit und Leidenschaft. Das lyrische Ich verwendet die Metapher der „roten Fahne“ um symbolisch für die sozialistische Bewegung und ihr Streben nach Gleichheit und Brüderlichkeit aller Menschen zu stehen, die sich gegen Ausbeutung und Unterdrückung zur Wehr setzen.

Das lyrische Ich betont die Unterschiede zwischen dieser roten Fahne und anderen Fahnen, die Kriege und Schlachten symbolisieren, welche von Blut getränkt sind. Im Gegensatz dazu steht die rote Fahne für Frieden, Reinheit und ein Bruderschaftsideal. Anstatt Blut zu vergießen, will sie die Menschen von allem, was falsch und schlecht ist, befreien und die Ketten des geistigen Dunkels sprengen. Nichtsdestotrotz nimmt das lyrische Ich zur Kenntnis, dass diese Flagge oft „mit Füßen getreten“ und als abstoßendes Symbol betrachtet wird.

Formal besteht das Gedicht aus fünf achtsilbigen Strophen. Der Rythmus ist fließend und weist eine klare Struktur auf, die es dem Leser ermöglicht, sich auf die starke Botschaft zu konzentrieren. Die eingesetzte Sprache ist pathetisch und hat eine starke emotionale Wirkung - sie ist reich an kraftvollen Metaphern und sinnbildlichen Bildern, die das zentrale Anliegen des lyrischen Ichs unterstreichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die rote Fahne“ eine leidenschaftliche Ode an die sozialistische Bewegung und ihre Ideale darstellt. Mit seiner ideenreichen und emotional geladenen Sprache ruft Lavant zu Solidarität und Menschlichkeit auf. Dabei erkennen wir das Engagement des Autors für die Arbeiterbewegung und seine Überzeugung von der Notwendigkeit sozialer und politischer Veränderungen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die rote Fahne“ ist Rudolf Lavant. Im Jahr 1844 wurde Lavant in Leipzig geboren. In der Zeit von 1860 bis 1915 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 224 Worte. Der Dichter Rudolf Lavant ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Kladderadatsch“, „An die Frauen“ und „An die alte Raketenkiste“. Zum Autor des Gedichtes „Die rote Fahne“ haben wir auf abi-pur.de weitere 96 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Rudolf Lavant (Infos zum Autor)

Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.