Die reaktionäre Masse von Rudolf Lavant

Ihr meint noch jetzt, daß es ein Rätsel sei
Und daß des Volkes Spruch euch überrasche?
War Reich und Kaiser nicht das Feldgeschrei?
Jawohl, doch meintet ihr – die eigne Tasche!
Im Volke aber tagt es furchtbar jetzt,
Darum vollzog es die gewalt’ge Schwenkung,
Und euch, die Schwindler des Kartells, versetzt
Mit einem Fußtritt es in die Versenkung.
 
Durch drei Jahrzehnte hielt die Phrase vor,
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Doch liegt zuviel, zu Klotziges dazwischen,
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Und die Vergoldung, die sich doch verlor,
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Gelang es nicht bei Zeiten aufzufrischen.
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Ihr habt euch redlich damit abgeplagt
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Und jeden Tag die Arbeit vorgenommen,
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Doch endlich hat der Apparat versagt,
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Und wie’s gekommen ist, so mußt es kommen.
 
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Wer den Betrug, den schmählichen, erkannt,
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Der hat in hellem und gerechtem Grimme
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Für immer sich den Fälschern abgewandt,
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Und den Verleumdeten gab er die Stimme.
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Ihr standet da, ein kläglich Jammerbild,
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Und eurer schlaffen Hand entsank der Zügel;
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Das Volk fuhr auf, die Massen wurden wild,
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Und ihr bekamt die wohlverdienten Prügel.
 
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Den Schwarzen nur hat’s noch einmal geglückt.
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Doch herrscht auch hier die Furcht bereits, die blasse;
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Auch ihnen ist der Stempel aufgedrückt,
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Es hat getagt auch in der „Pfaffengasse“.
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Die Wahrheit bricht sich Bahn; hilflos erliegt
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Dem Manneswort die Predigt der Verschwornen,
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Und wie wir die Gescheitelten besiegt,
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Besiegen wir dereinst auch die Geschornen.
 
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Da hilft kein Zetern und kein Wutgebell,
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Und Papst und Bischof mahnen da vergebens;
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In Millionen Köpfen ward es hell
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Und in die Stickluft drang der Hauch des Lebens.
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Uns hemmt kein Damm, kein noch so fester Turm,
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Denn unterwühlt bereits ist jede Feste;
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Wir nehmen sie das nächste Mal mit Sturm
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Und sprengen in die Luft der Zwingburg Reste.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die reaktionäre Masse“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
279
Entstehungsjahr
nach 1860
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorgestellten Gedichts „Die reaktionäre Masse“ ist Rudolf Lavant, ein deutscher Schriftsteller und Journalist, der von 1844 bis 1915 lebte. Das Gedicht muss also in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden sein, eine genaue zeitliche Einordnung ist jedoch ohne weitere Informationen nicht möglich.

Auf den ersten Eindruck lässt das Gedicht seine politische Natur durchscheinen, da Themen angesprochen werden, die auf gesellschaftliche Missstände und Ungerechtigkeiten hindeuten.

Der Inhalt des Gedichts ist eine scharfe Kritik an der politischen Elite und ihren Betrügereien. Das lyrische Ich wirft ihnen vor, in ihren eigenen Interessen gehandelt und das Volk hinters Licht geführt zu haben. Die Bevölkerung hingegen habe die Täuschung durchschaut und handle nun entsprechend.

In der ersten Strophe wird das Thema des Gedichts eingeführt und eine Frage an die „Schwindler des Kartells“ gerichtet, mit der klargemacht wird, dass ihre Handlungen aufgedeckt wurden. Die folgenden Strophen befassen sich mit der Reaktion des Volkes und der Konsequenz für die politische Elite. In der letzten Strophe wird dann angekündigt, dass keine Macht der Welt das Volk daran hindern wird, die Missstände zu beseitigen.

In Bezug auf die Form, besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils acht Versen. Es ist jedoch nicht ersichtlich, ob es einem bestimmten Reimschema folgt. Die Sprache des Gedichts ist klar und direk, was seinem politischen und aufklärenden Inhalt entspricht. Der Gebrauch von Metaphern wie „der Hauch des Lebens“ und „die Stickluft“ verdeutlicht die Gefühle des lyrischen Ich und trägt zur Intensität des Gedichts bei.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rudolf Lavants „Die reaktionäre Masse“ ein Aufschrei gegen die politische Korruption und für die Aufklärung und Handlungsfreiheit des Volkes ist. Es spiegelt die politischen Spannungen und gesellschaftlichen Unruhen seiner Zeit wider.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die reaktionäre Masse“ ist Rudolf Lavant. Geboren wurde Lavant im Jahr 1844 in Leipzig. Zwischen den Jahren 1860 und 1915 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 279 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Rudolf Lavant ist auch der Autor für Gedichte wie „Agrarisches Manifest“, „An Herrn Crispi“ und „An das Jahr“. Zum Autor des Gedichtes „Die reaktionäre Masse“ haben wir auf abi-pur.de weitere 96 Gedichte veröffentlicht.

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