Die neuen Fernen von Joachim Ringelnatz

In der Stratosphäre,
Links vom Eingang, führt ein Gang
(Wenn er nicht verschüttet wäre)
Sieben Kilometer lang
Bis ins Ungefähre.
 
Dort erkennt man weit und breit
Nichts. Denn dort herrscht Dunkelheit.
Wenn man da die Augen schließt
Und sich langsam selbst erschießt,
10 
Dann erinnert man sich gern
11 
An den deutschen Abendstern.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Die neuen Fernen“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
51
Entstehungsjahr
1931
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Die neuen Fernen“ ist Joachim Ringelnatz, der in der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts, genauer gesagt von 1883 bis 1934, lebte. Dies lässt sich einerseits der Epoche der Moderne zuordnen, andererseits werden die turbulenten und unsicheren Jahre nach dem Ersten Weltkrieg bis hin zum Beginn der nationalsozialistischen Diktatur sichtbar, in denen Ringelnatz lebte und schrieb.

Beim ersten Lesen fällt die gewisse Düsterkeit und Einsamkeit des Gedichts auf. Der Autor setzt sich mit der Unendlichkeit und Ungewissheit der Existenz auseinander, was einen nachdenklich und melancholisch stimmt.

Inhaltlich erzählt das Gedicht von einer metaphysischen Reise oder Wanderung ins Ungewisse, repräsentiert durch „die neuen Fernen“. Der lyrische Sprecher scheint die Erde, genauer gesagt die Stratosphäre, zu verlassen und sich in einen dunklen und unzugänglichen Raum zu begeben. Er fühlt sich isoliert und erkennt nichts in der Dunkelheit. Diese drastische Darstellung mündet in einer surrealen Selbstvernichtungsphantasie und der Erinnerung an den „deutschen Abendstern“. Hier greift Ringelnatz möglicherweise auf seine Erfahrungen in den Kriegsjahren zurück, in denen er viel Leid und Elend gesehen hat. Insofern kann das Gedicht als eine Allegorie auf das Gefühl der Verlorenheit und der Einsamkeit in einer zunehmend anonymisierten und desorientierten Welt verstanden werden. Es zeigt auf schmerzliche Weise die Sehnsucht nach einem sicheren Hafen, die in der Erinnerung an den „deutschen Abendstern“ ihren Ausdruck findet.

Formal ist das Gedicht in zwei Strophen unterteilt, von denen die erste fünf und die zweite sechs Verse enthält. Ringelnatz verwendet eine recht einfache Sprache und rhythmische Struktur, die oft von einer dunklen und sarkastischen Ironie durchzogen ist. Die ambigu und metaphorisch geprägte Sprache lässt viel Raum für Interpretationen und lässt das Gedicht sehr vielschichtig und komplex erscheinen. Es zeichnet sich durch eine dichte Atmosphäre aus, die durch den Einsatz von Alliterationen und assonanten Reimen erzeugt wird. Zudem unterstützen die Versmaße und der Wechsel von Jambus und Trochäus die düstere Grundstimmung des Gedichts.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Die neuen Fernen“. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1931 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 51 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 11 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die neuen Fernen“ weitere 560 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Das Video mit dem Titel „Die neuen Fernen, Text von Joachim Ringelnatz, Lesung vom Vorleser.“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joachim Ringelnatz

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joachim Ringelnatz und seinem Gedicht „Die neuen Fernen“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz (Infos zum Autor)

Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.