Die flüchtige Freude von Johann Gottfried Herder

nach Sarbievius

Des Buxus Tochter, hallende Leier, hier
An dieser Pappel hange! Der Himmel lacht,
Ein Lüftchen spielet in der Pappel
Hangenden Zweigen; ein sanfter Lüftchen
Wird dich durchschlüpfen, liebliches Saitenspiel,
Und mir melodisch lispeln, indeß ich hier
An diesem Hügel in des Baumes
Wehendem Wallen zum Traum entschlummre.
Wo bin ich? Dunkle Wolken umhülleten
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Den heitern Himmel; Regen ertönen. Komm,
11 
O meine Leier! Ach, wie jede
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Kleinste der Freuden vorüberschlüpfet.
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S. B. M.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Die flüchtige Freude“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Johann Gottfried Herder, ein Dichter der Aufklärung und der Sturm und Drang Epoche im 18. Jahrhundert.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die sinnliche und naturverbundene Beschreibung auf. Herder malt ein lebendiges, idyllisches Bild einer Landschaft, die mit ihren Gefühlen und Leidenschaften interagiert.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um die Wendungen des Lebens und die Vergänglichkeit des Glücks. Zu Beginn, in der ersten Strophe, schildert das lyrische Ich eine idyllische Szene: Eine Harfe hängt an einem Pappelbaum, und das lyrische Ich lässt sich während des Spiels unter dem Baum nieder und schlummert ein. Im Schlaf ändert sich das Szenario: Dunkle Wolken sammeln sich am Himmel und Regen fällt. Der Übergang von Freude und Ruhe zu Regen und Dunkelheit symbolisiert die Vergänglichkeit des Glücks. Damit drückt Herder aus, dass Freude flüchtig ist und jeder glückliche Moment unweigerlich von Trübsal gefolgt wird.

Formal gesehen handelt es sich um ein 13-zeiliges lyrisches Einzelgedicht ohne festes Reimschema. Die Sprache ist gehoben und bildhaft, dabei nutzt Herder Metaphern und beschreibende Adjektive, um dem Leser ein genaues Bild der geschilderten Szene zu vermitteln. Pikant ist auch der Gebrauch von Personifikationen, wie „hallede Leier“, „der Himmel lacht“ oder „sanfter Lüftchen“, um die Verbindung zwischen Natur und den emotionalen Zuständen des lyrischen Ichs zu veranschaulichen.

Abschließend kann gesagt werden, dass Johann Gottfried Herder in „Die flüchtige Freude“ die Vergänglichkeit des Glücks ausdrückt und die Leser dazu anregt, die Augenblicke des Glücks bewusst zu erleben und zu schätzen, bevor sie wieder vergehen. Dabei bedient er sich der Natur als Metapher für menschliche Emotionen und Erlebnisse. Die melancholische Grundstimmung des Gedichts ist typisch für die Epoche der Sturm und Drang, in der intensiven Gefühlen und dem individuellen Erleben eine zentrale Rolle zukam.

Weitere Informationen

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Die flüchtige Freude“. Der Autor Johann Gottfried Herder wurde 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1796 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Neustrelitz. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Autoren im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Goethe, Schiller und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Zeitlich lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Synthese dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik wird häufig nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen sind in der Literatur gebräuchlich. Die Klassik orientiert sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Klassik wird eine geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen sind häufig in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf formale Ordnung und Stabilität. Metrische Ausnahmen befinden sich häufig an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Schiller, Goethe, Wieland und Herder können als die Hauptvertreter der Weimarer Klassik genannt werden. Aber nur Goethe und Schiller inspirierten und motivierten einander durch eine intensive Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das Gedicht besteht aus 13 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 72 Worte. Der Dichter Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „An Auroren“, „An den Schlaf“ und „An die Freundschaft“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die flüchtige Freude“ weitere 413 Gedichte vor.

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