Die blühende Nelly von Robert Burns

Auf blum’gen Bett, am Sommertag,
Im sommerlichen Kleid,
Die junge, blühn’de Nelly lag,
Voll Schlaf und Liebesleid,
Als Willie sie im Wald just fand,
Er war ihr lang’ schon nachgerannt –
Er sah, und wünscht’ und wurde roth
Und bebte wo er stand.
 
Die Aeuglein waren beide zu,
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Gleich Waffen in der Scheid’,
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Ihr Lippenpaar ließ keine Ruh
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Der Rose, krank vor Neid.
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Die Lilien küßten unbewußt,
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Des Mädchens schwell’nde, weiße Brust;
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Er sah, und wünscht’ und wurde roth –
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Und fühlte Liebeslust.
 
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Und tändelnd spielt der warme Wind
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Mit ihrem leichten Kleid;
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Sanftschlummernd liegt das holde Kind,
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Ganz Lust und Lieblichkeit;
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Und laut den Puls er pochen fühlt,
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Und einen heißen Kuß er stiehlt,
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Dann steht er wieder und wird roth
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Von Leidenschaft durchwühlt.
 
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Und, wie das Rebhuhn von der Brach’
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Entfliehet, leichtbeschwingt,
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So Nelly, angstvoll, halb erst wach,
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Erschreckt von dannen springt.
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Doch Willie macht’ sich hinterd’rein
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Und holte sie im Wald bald ein,
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Er bat und sprach, sie seufzte, ach!
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Und wurde gänzlich sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Die blühende Nelly“

Autor
Robert Burns
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
169
Entstehungsjahr
1789
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die blühende Nelly“ wurde von Robert Burns verfasst, welcher von 1759 bis 1796 lebte. Demnach ist das Gedicht der Epoche des in Großbritannien entstehenden Romantismus zuzuordnen.

Beim ersten Lesen fällt sofort die sinnliche Beschwörung der Natur und der darin verstrickten jugendlich-verliebten Figuren auf. Das Gedicht setzt sich aus vier Strophen mit jeweils acht Versen zusammen und erzählt die kleine Geschichte einer Begegnung zwischen Nelly und Willie in einem sommerlichen Wald.

Inhaltlich geht es um das lyrische Ich, Willie, das auf die schlafende Nelly stößt und von ihrem Anblick und ihrer Schönheit fasziniert, aber auch verunsichert und erregt ist. Die ersten beiden Strophen beschreiben ausführlich Nellys Schönheit, wobei Naturbilder zum Einsatz kommen, um ihre Frische und Jugendlichkeit zu unterstreichen (z. B. „Die Lilien küßten unbewußt, / Des Mädchens schwell’nde, weiße Brust“). In der dritten Strophe gibt Willie seinem Verlangen nach und küsst die schlafende Nelly, was zu ihrer Flucht und Willes Verfolgung führt. Schließlich stimmt Nelly einer Verbindung zu und „wurde gänzlich sein“.

Das Gedicht arbeitet mit klassischen Elementen der Romantik, wobei Natur und Gefühl eng verknüpft sind. Die Natur dient im Bild der blühenden Nelly als Metapher für jugendliche Unschuld und Leidenschaft. Willes Unsicherheit und Verwirrung werden durch das wiederkehrende Motiv des Errötens, Zitterns und Wünschens deutlich gemacht.

Die Sprache des Gedichts ist sehr bildreich und hält das Gleichgewicht zwischen Direktheit (z. B. „Und einen heißen Kuß er stiehlt“) und Andeutung (z. B. „Die Aeuglein waren beide zu,“). Durch den Gebrauch des Reimes und eines gleichförmigen Rythmus schafft Burns eine sing-song-Atmosphäre, die den romantischen und teilweise naiven Charakter des Gedichts unterstreicht.

Zusammengefasst handelt es sich bei „Die blühende Nelly“ von Robert Burns um ein romantisch-erotisches Gedicht, das die Begegnung und Verbindung zweier Liebender in einem sommerlichen Waldszenario schildert. Es feiert die Jugendlichkeit, Schönheit und natürliche Leidenschaft, wobei der Schwerpunkt auf der Perspektive des männlichen Protagonisten liegt. Der Text setzt dabei auf die Verwendung von Naturmetaphorik und direkten emotionalen Beschreibungen, um dem Leser eine intensive emotionale Erfahrung zu ermöglichen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die blühende Nelly“ ist Robert Burns. Geboren wurde Burns im Jahr 1759 in Alloway (Ayrshire). 1789 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 169 Worte. Weitere Werke des Dichters Robert Burns sind „Das süße Liebchen“, „Daß das Weib sich nicht beklage“ und „Dein Wohlsein, meine schöne Maid!“. Zum Autor des Gedichtes „Die blühende Nelly“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

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