Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher von Matthias Claudius

Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher,
und trinkt ihn fröhlich leer!
In ganz Europia, ihr Herren Zecher,
ist solch ein Wein nicht mehr!
 
Er kommt nicht her aus Ungarn, noch aus Polen,
noch wo man franzmännsch spricht;
Da mag Sankt Veit, der Ritter, Wein sich holen,
wir holen ihn da nicht!
 
Ihn bringt das Vaterland in seiner Fülle,
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wie wär er sonst so gut?
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Wie wär er sonst so edel, wäre stille,
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und doch voll Kraft und Mut?
 
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Er wächst nicht überall im deutschen Reiche,
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und manche Berge, hört!
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Sind, wie die weiland Kreter, faule Bäuche
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und nicht der Stelle wert.
 
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Thüringens Berge, zum Exempel, bringen
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Gewächs, sieht aus wie Wein,
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Ist's aber nicht; man kann dabei nicht singen,
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dabei nicht fröhlich sein.
 
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Im Erzgebirge dürft ihr auch nicht suchen,
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wenn ihr Wein finden wollt;
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Das bringt nur Silbererz und Kobaldkuchen
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und etwas Lausegold.
 
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Der Blocksberg ist der lange Herr Philister,
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er macht nur Wind, wie der;
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Drum tanzen auch der Kuckuck und sein Küster
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auf ihm die Kreuz und Quer.
 
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Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben,
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gesegnet sei der Rhein!
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Da wachsen sie am Ufer hin und geben
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uns diesen Labewein.
 
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So trinkt ihn denn und laßt uns allewege
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uns freun und fröhlich sein!
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Und müßten wir, wo jemand traurig läge,
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wir gäben ihm den Wein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
220
Entstehungsjahr
1740 - 1815
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher“ des Autors Matthias Claudius. Geboren wurde Claudius im Jahr 1740 in Reinfeld (Holstein). Das Gedicht ist in der Zeit von 1756 bis 1815 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Empfindsamkeit zuordnen. Bei dem Schriftsteller Claudius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 220 Worte. Matthias Claudius ist auch der Autor für Gedichte wie „Urians Reise um die Welt“, „Der Mensch“ und „Bei dem Grabe meines Vaters“. Zum Autor des Gedichtes „Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher“ haben wir auf abi-pur.de weitere 83 Gedichte veröffentlicht.

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