Die blauen Füße von Paul Haller

Feucht Geriesel, wie mit Nadeln
Auf den matten Wimpern prickelnd,
Düster um Gestalten wickelnd
Lastet Nebel tief herab.
 
Dieses Wandern ist kein Suchen,
Ist nur Irrgang in Beklemmung,
Aller Freude dumpfe Hemmung,
Selbst des klaren Schmerzes Tod.
 
Hätt’ ich nie von Sonnengipfeln
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Über’s graue Meer gesungen,
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Meine Seele, müd gerungen,
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Wäre längst ihr eigen Grab.
 
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Doch nun leuchtet ein Geheimnis,
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Und ich muß es mir erstürmen.
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Mag sich Wolk’ auf Wolke türmen:
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Droben wandeln blaue Füße,
 
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Droben trägt auf Sturmesschwingen
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Ätherluft die schweren Glieder;
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Meine Berge schimmern wieder,
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Ferne greift sich selig nah.
 
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Dieses Wandern, welch beglückend
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Raumergreifen und Behalten!
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Reigen klingender Gestalten
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Taumelt durch die Sonnenflur.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Die blauen Füße“

Autor
Paul Haller
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
nach 1898
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Die blauen Füße“ stammt von Paul Haller, einem Schweizer Dichter, der von 1882 bis 1920 lebte. Dies erlaubt eine zeitliche Einordnung in das späte 19. bis frühe 20. Jahrhundert. Beim ersten Eindruck hinterlässt das Gedicht einen düsteren, melancholischen Ton, der jedoch im Verlauf eine hoffnungsvolle und fast freudige Wendung nimmt.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht eine innere Reise des lyrischen Ichs zwischen Hoffnungslosigkeit und wiederkehrender Lebensfreude. In den ersten beiden Strophen wird eine bedrückende Stimmung verbreitet, die von diffusen Gefühlen der Orientierungslosigkeit, Hemmung und sogar des Todes geprägt ist. Jedoch findet eine Wende in der dritten Strophe statt, als das lyrische Ich von vergangenen Zeiten singt, in denen es die Schönheit der Sonne und des Meeres besungen hat und somit einen Funken Hoffnung hervorbringt.

In den folgenden Strophen nimmt das Gedicht eine bemerkenswerte Wende. Das lyrische Ich spricht von einem 'Geheimnis', das es durch Mühe und Anstrengung erklimmen will. Im Kontext des restlichen Gedichts könnte dies symbolisch für eine Form von Erlösung oder Wiedergeburt stehen. Der Autor verwendet das Bild 'blauer Füße', das möglicherweise ein Symbol für eine spirituelle Reise oder Transformation ist.

In den letzten beiden Strophen wird ein Gefühl der Freiheit und Wiederbelebung durch das Erzählen von 'schimmernden Bergen' und 'Sonnentanz' betont. Es scheint, als ob das lyrische Ich eine Art spirituellen Aufstieg oder Erleuchtung durchlaufen hat und nun in einem Zustand der Freude und Erfüllung angekommen ist.

Formal sind alle Strophen des Gedichts Vierzeiler. Die Sprache ist geprägt von starken Metaphern und Symbolen. Dabei wechseln sich bildhafte Naturbeschreibungen und introspektive, emotionale Ausdrücke ab. Insgesamt ist die Sprache eher dunkel und mystisch, unterbrochen von einigen hellen und hoffnungsvollen Elementen. Diese Verbindung von Dunkelheit und Licht spiegelt das Thema der inneren Reise zwischen Hoffnungslosigkeit und Lebensfreude wider.

Weitere Informationen

Paul Haller ist der Autor des Gedichtes „Die blauen Füße“. Haller wurde im Jahr 1882 in Rein bei Brugg geboren. Zwischen den Jahren 1898 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Aarau. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Haller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 108 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Paul Haller ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Mutter“, „An die blasse Sonne I“ und „An die blasse Sonne II“. Zum Autor des Gedichtes „Die blauen Füße“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.

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