Die armen Weber von Heinrich Heine

Im düstern Auge keine Thräne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
„Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch!
Wir weben! Wir weben!
 
„Ein Fluch dem Gotte, dem blinden, dem tauben,
Zu dem wir gebetet mit kindlichem Glauben;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt.
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Wir weben! Wir weben!
 
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„Ein Fluch dem König’, dem König’ der Reichen,
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Den unser Elend nicht konnte erweichen,
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Der uns den letzten Groschen erpreßt,
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Und uns wie Hunde erschießen läßt!
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Wir weben! Wir weben!
 
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„Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
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Wo nur gedeihen Lüg’ und Schande,
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Wo nur Verwesung und Todtengeruch –
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Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch!
20 
Wir weben! Wir weben!
21 
H. H.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Die armen Weber“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
118
Entstehungsjahr
1844
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die armen Weber“ wurde von Heinrich Heine geschrieben, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Heine wurde 1797 geboren und starb 1856, das Gedicht stammt aus seiner mittleren Schaffensphase und spielt auf die sozialen Umbrüche und Unruhen in Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts an, insbesondere die Weberaufstände in Schlesien 1844.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht düster und kraftvoll, es drückt starke Gefühle von Wut, Ressentiment und Verzweiflung aus. Es besteht aus vier Strophen, von denen jede fünf bzw. die letzte sechs Verse umfasst, was dem Gedicht eine unregelmäßige, unruhige Struktur verleiht.

Das lyrische Ich ist Teil einer Gruppe von Webern, die ihrer Verzweiflung und Wut Ausdruck verleihen. Das wiederkehrende „Wir weben! Wir weben!“ verstärkt das Bild des unermüdlichen, verzweifelten Arbeitens und symbolisiert den Widerstand gegen die gegebenen Verhältnisse. Die Weber sind zornig auf Gott, den sie als taub und blind bezeichnen. Sie fühlen sich von ihm verraten und im Stich gelassen. Der König, der Reiche, bekommt den nächsten Fluch, da er ihre Not nicht lindert, sondern sie ausbeutet und unterdrückt. Schließlich richten sie ihre Wut gegen das „falsche Vaterland“, das sie als korrupt und verkommen darstellen. Sie weben das Leichentuch Deutschlands, das als Symbol des Untergangs und der Zerstörung gesehen werden kann.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass Heine eine sehr kraftvolle, bildreiche Sprache verwendet, die die emotionale Wucht und die Verzweiflung der Weber unterstreicht. Das Gedicht weist eine regelmäßige Metrik und einen klaren Reim auf, was dem Inhalt einen strengen Rahmen gibt und die Wiederholungen hervorhebt. Die Symbole und Metaphern, die Heine verwendet (wie das Weben des Leichentuchs oder die Charakterisierung Gottes als blind und taub), sind stark und provokant, sie transportieren die starke Kritik des lyrischen Ichs an den politischen und sozialen Verhältnissen seiner Zeit.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Die armen Weber“. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1844 ist das Gedicht entstanden. Paris ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 118 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Altes Lied“, „Am Golfe von Biskaya“ und „Am Kreuzweg wird begraben“. Zum Autor des Gedichtes „Die armen Weber“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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