Die alte Uhr von Rainer Maria Rilke

Bald hättest, alte Rathausuhr,
du nimmer dürfen Stunden weisen;
sie hätten bald in altem Eisen
versplittert deine letzte Spur.
 
Der Geizhals hätt zum letzten Mal
sein Haupt gewiegt in starrem Trotzen,
zum letzten Mal der Tod mit Glotzen
geschwungen seinen Sensenstahl.
 
Dann hätt der Hahn auch ausgekräht.
10 
Und heut noch kräht er, freilich heiser;
11 
noch nickt der Geizhals fort, und leiser
12 
droht ihm des Todes Majestät.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Die alte Uhr“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die alte Uhr“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem bedeutenden Dichter des Symbolismus und einer der bekanntesten deutschsprachigen Literaten. Rilke lebte von 1875 bis 1926, das Gedicht könnte also aus der Zeit des späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts stammen.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht reich an Symbolik. Es gibt das Bild einer alten Uhr wieder, die scheinbar kurz davor steht, zu zerbrechen, aber trotzdem weiterhin die Zeit anzeigt. Das Gedicht spricht Themen wie Vergänglichkeit, Tod und Zeit an und weist einen leicht düsteren, melancholischen Ton auf.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um die alte Uhr, die als Symbol für die fließende, unaufhaltsame Zeit gesehen werden kann. Sie scheint kurz davor zu sein, aufzuhören zu funktionieren („versplittert deine letzte Spur“), doch sie hält noch durch und steht als Erinnerung an die fortlaufende Zeit. In der zweiten und dritten Strophe kommen weitere Figuren ins Spiel: ein Geizhals, der Tod und ein Hahn, die wahrscheinlich ebenfalls symbolisch für verschiedene Aspekte des Lebens und Sterbens stehen.

Das lyrische Ich spricht in einer fast wehmütigen Art und Weise von der Uhr und deutet durch seine Worte an, dass er eine tiefe Verbundenheit mit ihr spürt und ihre Bedeutung anerkennt. Auch der Geizhals und der Tod werden in keinem abwertenden Ton dargestellt. Das Ganze scheint daher eine eher passive Betrachtung des Laufs der Zeit und des unvermeidlichen Todes zu sein.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen, was es übersichtlich und gut lesbar macht. In Bezug auf die Sprache verwendet Rilke eine eher altmodische, poetische Sprache voller Metaphern und Symbolik, was dem Ganzen einen gewissen Grad an Tiefe und Nachdenklichkeit verleiht. Er benutzt auch bestimmte Wiederholungen („zum letzten Mal“, „noch“, „leiser“), die den steten Fluss der Zeit und das fortschreitende Altern hervorheben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die alte Uhr“ ein symbolisches und tiefgründiges Gedicht ist, das die unaufhaltsame Zeit und den unvermeidlichen Tod reflektiert. Es fordert zum Nachdenken auf und zeigt, wie stark die Vergänglichkeit unser Leben beeinflusst.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die alte Uhr“ des Autors Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1891 bis 1926 entstanden. In Frankfurt am Main ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 66 Worte. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Abend in Skaane“, „Absaloms Abfall“ und „Adam“. Zum Autor des Gedichtes „Die alte Uhr“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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