Die alte Jungfer von Maria Janitschek

Niemand zu Liebe, niemand zu Last,
Ist sie erloschen und verblaßt.
 
In ihrem Stübchen sann sie und sann
Bis ihr einsames Leben darüber verrann.
 
Keiner hat nach ihr die Hand ausgestreckt
Und die flügelgebundene Seele erweckt.
 
Keiner hat in der Sommernacht
Zu seligem Weinen sie gebracht.
 
Und doch flogen Locken auch ihr ums Gesicht,
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Und ihre Augen glänzten jung und licht;
 
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Und doch schlug auch ihr in verschwieg’ner Brust,
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Die Sehnsucht nach Sonne und Frühlingslust.
 
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Niemand zu Liebe, niemand zu Last,
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So ist sie erloschen und verblaßt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Die alte Jungfer“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1892
Epoche
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht ist von Maria Janitschek, einer österreichischen Dichterin, die von 1859-1927 lebte. Damit kann man die künstlerische Arbeit der Autorin in die Epoche des Realismus bis hin zum Beginn der literarischen Moderne einordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht melancholisch und traurig, da es von der Einsamkeit und Verlassenheit einer unverheirateten Frau, also einer „alten Jungfer“, erzählt.

Inhaltlich wird das Leben der „alten Jungfer“ beschrieben, die ohne Liebe, ohne Last ihr Leben verbrachte und schließlich erblich und unscheinbar wurde. Sie lebte ein einsames Leben in ihrem kleinen Zimmer, niemand reichte ihr die Hand oder weckte ihre Seele. Niemand brachte sie dazu, glückliche Tränen zu weinen. Trotz ihrer Jugend, der strahlenden Augen und des Lockenkopfs, war sie alleine. Ebenso wie sie Geheimnisse in ihrer Brust trug und sich nach Sonne und Frühlingslust sehnte.

Das lyrische Ich möchte die Traurigkeit und das Leid der Frau ausdrücken, die inmitten des Alleinseins auf ihr Glück wartete, aber es nie fand. Es zeigt auf, dass trotz ihrer Jugend und Schönheit niemand ihr die Hand reichte oder sie zu Freudentränen brachte. Die anfängliche und abschließende Strophe unterstreichen dabei die Tragik ihrer Daseinszustand.

Die Form des Gedichtes ist recht einfach und strukturiert. Es besteht aus sieben Strophen mit jeweils zwei Versen. Die klare und einfache Sprache verstärkt den melancholischen Eindruck des Gedichts. Trotz der Einfachheit ist die Sprache sehr bildgewaltig. Sie beschreibt das Leben der „alten Jungfer“ mit wenigen, aber treffenden Worten. Using Worte wie „erloschen“, „verblaßt“, „einsames Leben“, „flügelgebundene Seele“ vermitteln ein Gefühl der Sehnsucht und Hoffnungslosigkeit. Das Gedicht ist daher ein anschauliches Beispiel für die Dichtkunst Maria Janitscheks.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die alte Jungfer“ der Autorin Maria Janitschek. Janitschek wurde im Jahr 1859 in Mödling bei Wien geboren. 1892 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 88 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Maria Janitschek sind „Triumph“, „Gomorra“ und „Mädchenfrage“. Zur Autorin des Gedichtes „Die alte Jungfer“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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