Frühling und Herbst von Adelbert von Chamisso

Fürwahr, der Frühling ist erwacht;
Den holden Liebling zu empfahn,
Hat sich mit frischer Blumenpracht
Die junge Erde angetan.
 
Die muntern Vögel, lieberwärmt,
Begehn im grünen Hain ihr Fest.
Ein jeder singt, ein jeder schwärmt,
Und bauet emsig sich sein Nest.
 
Und alles lebt und liebt und singt,
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Und preist den Frühling wunderbar,
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Den Frühling, der die Freude bringt;
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Ich aber bleibe stumm und starr.
 
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Dir, Erde, gönn ich deine Zier,
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Euch, Sänger, gönn ich eure Lust,
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So gönnet meine Trauer mir,
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Den tiefen Schmerz in meiner Brust.
 
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Für mich ist Herbst; der Nebelwind
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Durchwühlet kalt mein falbes Laub;
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Die Äste mir zerschlagen sind,
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Und meine Krone liegt im Staub.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Frühling und Herbst“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
1781 - 1838
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Frühling und Herbst“ ist Adelbert von Chamisso. Im Jahr 1781 wurde Chamisso geboren. Im Zeitraum zwischen 1797 und 1838 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Chamisso handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Welt, die sich durch die beginnende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 110 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Adelbert von Chamisso sind „Der alte Müller“, „Die Sonne bringt es an den Tag“ und „Der Soldat“. Zum Autor des Gedichtes „Frühling und Herbst“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 146 Gedichte vor.

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