Der Frau Base kluger Rat von Adelbert von Chamisso

Möchtest du den Jungen haben?
Den gesunden, frischen, üpp'gen,
Blondgelockten, schönen Knaben?
Ei, ein wahres Zuckerpüppchen!
Eine Lust mit dem zu leben!
Mußt um ihn dir Mühe geben;
Ja, der ist ein schmucker Mann!
Kratze, kratze, kratze, Trulle,
Dir den hübschen Jungen an!
 
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Oder den, nach altem Brauche,
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Mit Dreimaster, Puderzopfe,
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Dünnen Beinen, dickem Bauche,
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Kupfernas und Wackelkopfe?
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Stirbt er, gibt es viel zu erben;
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Und was sollte der nicht sterben?
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Ja, der ist ein reicher Mann!
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Kratze, kratze, kratze, Trulle,
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Kratze dir den Alten an.
 
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Oder den vom Militäre?
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Silber auf dreifarb'gem Tuche
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Federhut - »auf meine Ehre!«
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Lügt er auch, wie aus dem Buche.
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Vornehm wirst du, Eure Gnaden!
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Kommt das Bürgergrob zu Schaden,
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Hältst du's mit dem Edelmann.
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Kratze, kratze, kratze, Trulle,
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Kratze dir den Leutnant an!
 
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Oder wen du kannst, den Lahmen
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Wie den Krummen, laß dich warnen:
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Oft von allen, die da kamen,
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Bleibt nicht einer in den Garnen.
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Einen Mann nur! heut zu Tage
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Geht die allgemeine Klage:
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Jede kriegt nicht einen Mann.
35 
Kratze, kratze, kratze, Trulle,
36 
Dir den ersten besten an!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Der Frau Base kluger Rat“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
178
Entstehungsjahr
1781 - 1838
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Der Frau Base kluger Rat“ ist Adelbert von Chamisso. 1781 wurde Chamisso geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1797 bis 1838 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Chamisso ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Romantik lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 178 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Der Dichter Adelbert von Chamisso ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Sonne bringt es an den Tag“, „Der Soldat“ und „Die Mutter und das Kind“. Zum Autor des Gedichtes „Der Frau Base kluger Rat“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 146 Gedichte vor.

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