Die Zecher von Heinrich Kämpchen

Am heiligen Dreikönigstag
Da saßen wir beisammen
Und sprachen dies und sprachen das
Und tranken dazu Glas auf Glas,
Die Augen lohten Flammen. –
 
Wir waren fünfe an der Zahl,
Kumpane und Genossen.
Fünf lust’ge Brüder ohne Sorg’,
Denn fehlte Geld, wir hatten Borg,
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So viel des Weins geflossen. –
 
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Zuvorderst saß der rote Hans,
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Ein Bursch’ voll Mut und Feuer.
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Er war der erste stets im Zug
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Mit seinem Witz, der Funken schlug,
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Der beste Mann am Steuer. –
 
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Zur Seite ihm der lange Kurt,
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War auch ein Frohgeselle.
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Nie wich er von dem Zechgelag,
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Es mochte Nacht sein oder Tag,
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Wenn noch ein Freund zur Stelle. –
 
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Dann kam der lustigste von uns,
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Der dicke Franz geheißen.
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Ihm lachte schon das Angesicht,
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Sah er den Wein im Römer licht
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Und in der Flasche gleißen. –
 
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Der Vierte blieb ein stiller Mann
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Und sprach nicht viele Worte,
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Doch stand er fest in jedem Prall
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Und nimmer kam Freund Ott zu Fall,
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Auch bei der schwersten Sorte. –
 
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Ich selber war ein loser Wicht,
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Doch nur ein mind’rer Zecher.
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Drum uzten mich die andern auch
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Und riefen: Heinz, was ist der Brauch? –
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Wir bringen dir den Becher. –
 
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So saßen am Dreikönigstag
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Wir wieder froh zusammen
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Und sprachen dies und sprachen das
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Und tranken dazu Glas auf Glas,
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Die Augen lohten Flammen. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Die Zecher“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
217
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Zecher“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, der von 1847 bis 1912 lebte. Dies ordnet es in das Zeitalter des Realismus und Naturalismus ein.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine einfache gesellige Szene unter Trinkkumpanen. Es handelt von einer Gruppe von fünf Männern, die anlässlich des Dreikönigstags zusammenkommen und gemeinsam trinken. Die einzelnen Strophen stellen die verschiedenen Charaktere der Gruppe vor, die trotz ihrer Unterschiedlichkeiten zusammenkommen, um gemeinsam zu feiern. Der rote Hans ist der mutige Anführer, der mit seinem Witz die Gruppe unterhält. Der lange Kurt ist stets bei diesen Zusammenkünften dabei, egal ob Tag oder Nacht. Der dicke Franz, der das Trinken sichtlich genießt, und der stille Ott, der seine Trinkfestigkeit unter Beweis stellt. Das lyrische Ich selbst sieht sich als den minderwertigsten Trinker, wird aber von den anderen in die Feierlichkeiten eingebunden.

Formal besteht das Gedicht aus acht Strophen zu je fünf Versen mit einem regelmäßigen Metrum und Reimschema. Die Sprache ist schlicht und unkompliziert, was die Szenen und Charaktere lebendig und greifbar macht. Kämpchen verwendet einfache und direkte Ausdrücke, um das zwanglose und fröhliche Klima dieser Versammlungen zu vermitteln sowie um den Unterschied in den Persönlichkeiten und dem Trinkverhalten der verschiedenen Charaktere zu zeigen.

In seiner Gänze kann das Gedicht als eine Verherrlichung der Kameradschaft und Geselligkeit unter Freunden gesehen werden, die ungeachtet ihrer Unterschiede zusammenkommen, um zu feiern und das Leben zu genießen. Es demonstriert die Freude am einfachen Vergnügen des Trinkens und Plauderns und betont die Wichtigkeit der Zugehörigkeit und Gemeinschaft, die in solchen sozialen Zusammenkünften zum Ausdruck kommt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Zecher“ ist Heinrich Kämpchen. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1909 zurück. Der Erscheinungsort ist Bochum. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 217 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Heinrich Kämpchen ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Rhein“, „Am Weinfelder Maar“ und „Am goldenen Sonntag“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Zecher“ weitere 165 Gedichte vor.

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