Die Wetterfahne von Frank Wedekind

Du auf deinem höchsten Dach,
Ich in deiner Nähe;
Doch die wahre Liebe, ach,
Schwankt in solcher Höhe.
Du in deinem Herzen leer,
Ich in blindem Wahne –
Dreh dich hin, dreh dich her,
Schöne Wetterfahne!
 
Unterhaltend pfeift der Wind,
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Bläst uns um die Ohren;
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Von des Himmels Freuden sind
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Keine noch verloren!
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Glaubst du, daß verliebt ich bin,
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Weil ich dich ermahne?
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Dreh dich her, dreh dich hin,
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Schöne Wetterfahne!
 
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Drehn wir uns auf hohem Turm
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Immer frisch und munter!
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Ach der erste Wintersturm
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Schleudert dich hinunter.
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Wenn dann auch verflogen wär,
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Was ich jetzt noch ahne …
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Dreh dich hin, dreh dich her,
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Schöne Wetterfahne!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Die Wetterfahne“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
1906
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Frank Wedekind, ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Man kann dieses Gedicht daher in die Epoche des Naturalismus und Expressionismus einordnen.

Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht einen melancholischen Eindruck und scheint eine unerwiderte Liebe oder eine einseitige Beziehung zu thematisieren: Das lyrische Ich beschreibt metaphorisch die Distanz und das fehlende Gleichgewicht in der Beziehung. Die Wetterfahne ist ein Symbol der Unbeständigkeit und Unberechenbarkeit, wobei das lyrische Ich versucht, die Wetterfahne (vermutlich den geliebten Menschen) zu erreichen, obwohl diese ständig ihre Richtung ändert.

Das lyrische Ich scheint tief empfundene Gefühle für die Wetterfahne zu haben und versucht, in ihrer Nähe zu sein (Vers 2), wird jedoch ständig von ihrer Drehbewegung enttäuscht. Die Zweitrangingkeit der eigenen Gefühle zeigt sich in der Zeile ‚’Ich in blindem Wahne‘’. Die Erwähnung des „ersten Wintersturms“ in der dritten Strophe deutet auf eine heraufziehende Schwierigkeit oder Krise hin.

Das Gedicht ist in einen sehr regelmäßigen Versmaß geschrieben, mit jeweils acht Versen pro Strophe. Die Sprache ist recht einfach und direkt, ohne übermäßig komplizierte Metaphern oder Verweise. Es ist ein reifes Spiel mit der Sprache, um die wankelmütige und unbeständige Natur der Wetterfahne und damit den Zustand der unerwiderten Liebe darzustellen. Die Sprache und die Struktur des Gedichts spiegeln daher das Thema und die Emotionen des lyrischen Ichs wider. Es ist auch eine gewisse Ironie zu spüren, insbesondere in der Wiederholung der Aufforderung, die Wetterfahne solle sich doch drehen, was unterstreicht, dass das lyrische Ich die Situation sehr wohl erkennt und ironisch kommentiert.

Weitere Informationen

Frank Wedekind ist der Autor des Gedichtes „Die Wetterfahne“. Im Jahr 1864 wurde Wedekind in Hannover geboren. Im Jahr 1906 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Wien. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 105 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Frank Wedekind sind „Alte Liebe“, „Altes Lied“ und „Am Scheidewege“. Zum Autor des Gedichtes „Die Wetterfahne“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.

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