Am Ostermontage von Ida Marie Louise Friederike Gustava Gräfin Hahn-Hahn
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Du willst schon wieder von uns scheiden |
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Und hast in allzu kurzer Frist |
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Uns kaum gezeigt, daß nach dem Leiden |
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Du, Auferstand'ner, bei uns bist! |
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O bleibe, es will Abend werden, |
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Und ohne dich – wie bald ist's Nacht! |
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Das Licht verschwindet von der Erden |
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Mit dir, der du das Licht gemacht. |
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Wohl hast du lieblich uns gegrüßet, |
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Gesprochen: ?Friede sei mit euch!" |
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Wohl wissen wir, dein Wort umschließet, |
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Verheißung wie Erfüllung gleich. |
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Doch wenn der Trennung starrer Schleier |
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Nun scheidend zwischen uns sich legt, |
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Wie bald erlischt des Herzens Feuer! |
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Es glühet nur von dir gepflegt. |
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Wohl brannten uns're kalten Herzen, |
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Doch nur entflammt von deiner Näh'. |
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Ach, fern dir sind's erlosch'ne Kerzen, |
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Sind schnell versenkt in's alte Weh. |
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Ohn' dich ist Wahrheit, Weg und Leben |
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Verschüttet wie im Wüstensand. |
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Fehl geh'n wir, gehst du nicht daneben, |
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Und müd' – wenn nicht an deiner Hand. |
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In Sumpf und Moor verlockt uns Blinde |
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Das Irrlicht und der Wandelstern; – |
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Bleibt nicht der Vater bei dem Kinde, |
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Wenn ihm Gefahren droh'n von fern? |
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Und dir, der höchsten Liebe Spiegel, |
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Dir hätten wir umsonst geklagt? |
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Und hast: ?Komm unter meine Flügel, |
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Jerusalem!" wie oft! gesagt. |
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Und hast gesagt: ?Sieh, alle Tage, |
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Für alle Zeit bin ich bei euch!" – |
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O halte Wort! denn uns're Klage |
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Erstürmte selbst dein Himmelreich. |
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Dein heilig Wort mußt du uns lösen, |
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Der Menschheit Glaube hängt daran, |
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Wir sind noch lange nicht genesen, |
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Dein Amt, noch ist's nicht abgethan. |
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Wohl stiegst herab du zu der Erde, |
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Ein Kind, ein Knecht, daß Gottes Fluch |
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Gelöst durch den Gehorsam werde. – |
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Doch das ist nicht für uns genug! |
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Wohl war's die Strafe uns'rer Sünden, |
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Die Gottes Lamm hier für uns trug, |
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Daß statt des Rechts wir Gnade finden, – |
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Doch ach, für uns ist's nicht genug! |
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Wohl bist du glorreich auferstanden, |
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Bewältigend des Todes Spruch, |
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Zerbrechend alle Höllenbanden – |
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Doch alles das ist nicht genug: |
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Mensch werden, sterben, auferstehen, |
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Ein Gott für sein Geschöpf! – o nun |
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Laß uns ein neues Wunder sehen! |
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Wir brauchen es – du wirst es thun. |
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Drum wolle nicht von hinnen scheiden, |
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O sieh' der Abend bricht herein! |
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Getrennt von deinem Lichte leiden |
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Wir Pilger allzu herbe Pein. |
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Dein göttlich Antlitz laß uns sehen, |
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Dein göttlich Herz sei uns nicht fern! |
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Denn muß die Sonne untergehen, |
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So schickt sie ja den Abendstern. |
Details zum Gedicht „Am Ostermontage“
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1805 - 1880
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Die Autorin des Gedichtes „Am Ostermontage“ ist Ida Marie Louise Friederike Gustava Gräfin Hahn-Hahn. Hahn-Hahn wurde im Jahr 1805 in Tressow (Mecklenburg) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1821 bis 1880 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zu. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 387 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 64 Versen. Die Dichterin Ida Marie Louise Friederike Gustava Gräfin Hahn-Hahn ist auch die Autorin für Gedichte wie „O lieblich ists zu sagen“, „Jetzt braucht ich andre Zeichen“ und „Ich hätte nie gesungen“. Zur Autorin des Gedichtes „Am Ostermontage“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 12 Gedichte vor.
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Zum Autor Ida Marie Louise Friederike Gustava Gräfin Hahn-Hahn sind auf abi-pur.de 12 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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